ZDF-Fernsehratschefin: Mit Privaten und Verlegern kooperieren

Marlehn Thieme plädiert für mehr Offenheit bei der Zusammenarbeit von Öffentlich-Rechtlichen und privaten Medienunternehmen, um regionalen Journalismus und die Demokratie zu stärken.

Die scheidende ZDF-Fernsehratsvorsitzende Marlehn Thieme
Die scheidende ZDF-Fernsehratsvorsitzende Marlehn ThiemeImago / dts Nachrichtenagentur

Die scheidende ZDF-Fernsehratsvorsitzende Marlehn Thieme schließt eine direkte Zusammenarbeit der öffentlich-rechtlichen Sender mit Verlegern und privaten Anbietern nicht aus. “Wenn wir sehen, dass da gar nichts mehr passiert, kann der Weg nur sein, die Verleger und die privaten Anbieter Huckepack zu nehmen”, sagte Thieme mit Blick auf fehlende Geschäftsmodelle für regionalen und lokalen Journalismus.

Die jetzt von ARD und ZDF entwickelten Open-Source-Ideen seien dafür “genau richtig”, so Thieme im Interview mit dem KNA-Mediendienst. Hierbei müsse aber auch die Politik mitspielen und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht wie bei den Online-Angeboten massive Beschränkungen auferlegen.

Mischformen von öffentlich-rechtlicher und privater Zusammenarbeit

Dass die Verlage aktuell eine erneute Klage bei der EU gegen die Online-Aktivitäten der Öffentlich-Rechtlichen vorbereiteten, sei ein Fehler, so Thieme. “Wir sollten in meiner persönlichen Wahrnehmung viel offener über Mischformen von öffentlich-rechtlicher und privater Zusammenarbeit nachdenken.”

In der Debatte um den Rundfunkbeitrag appellierte Thieme an die Politik, den Sendern reinen Wein einzuschenken. Die Gremien müssten bald die Haushaltspläne für das nächste Jahr beschließen. “Wenn da weniger kommt als geplant, muss man jetzt darüber nachdenken”, sagte Thieme. “Da reicht es nicht von der Medienpolitik, zu sagen, ja, ja, ihr kriegt irgendwann im nächsten Jahr einen neuen Finanzierungsstaatsvertrag.”

Die 67-jährige ehemalige Bankerin, die von der evangelischen Kirche in den ZDF-Fernsehrat entsandt wurde, tritt nach zwei Amtszeiten an der Spitze des Gremiums ab und wird dem neuen ZDF-Fernsehrat, der sich am Freitag konstituiert, nicht mehr angehören.