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Zahl der Suizide in Deutschland erneut leicht gestiegen

Schon zehn Prozent aller Selbsttötungen in Deutschland sind assistierte Suizide. Insgesamt hat die Zahl der Selbsttötungen weiter zugenommen. Experten fordern mehr Vorbeugung – und eine bessere Statistik.

Die Zahl der Suizide in Deutschland ist 2025 leicht gestiegen. 10.372 Bürger nahmen sich 2024 das Leben, was einem Anstieg von 68 Fällen oder 0,6 Prozent entspricht, wie das Nationale Suizidpräventionsprogramm (NaSPro) und die Deutsche Akademie für Suizidprävention (DASP) am Mittwoch in Kassel mitteilten. Die Suizidrate – also die Zahl der Suizide pro 100.000 Einwohner – ist 2024 von 12,2 auf 12,4 gestiegen. Bei Frauen erhöhte sich die Rate von 6,6 auf 7,0, bei Männern von 17,9 auf 18,0.

Seit 2021 sei die Zahl der Suizide beständig gestiegen, nachdem die Suizidraten zuvor über mehrere Jahrzehnte rückläufig waren, betonen die Experten. Von den durch Suizid Gestorbenen waren 71,5 Prozent Männer (7.414 Fälle) und 28,5 Prozent Frauen (2.958 Fälle).

Als besonders auffällig werten die Experten den deutlichen Anstieg von Suiziden durch Medikamente. Diese Fallzahlen hätten sich seit 2020 fast verdoppelt und lägen nun bei 2.002 Fällen. Dies könnte auch mit der Zunahme assistierter Suizide zusammenhängen.

Assistierte Suizide werden in der Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes nicht gesondert ausgewiesen. Die Experten gehen aber davon aus, dass mittlerweile mehr als jeder zehnte Suizid in Deutschland mit Assistenz erfolgt. Allein die offiziellen Angaben der Sterbehilfeorganisationen weisen 997 assistierte Suizide für 2024 aus.

Barbara Schneider, Mitglied der geschäftsführenden Leitung des NaSPro, forderte eine verbesserte Datenerhebung und eine zügigere Veröffentlichung der Todesursachenstatistik. Besonders Daten zu assistierten Suiziden müssten systematisch erfasst und veröffentlicht werden. Reinhard Lindner vom NaSPro forderte den Gesetzgeber auf, Suizidvorbeugung auskömmlich zu finanzieren. Georg Fiedler von der Akademie für Suizidprävention verwies auf Studien, nach denen bis zu 70 Prozent der Menschen vor einem Suizid oder Suizidversuch von den Hilfsangeboten des Gesundheitswesens nicht erreicht werden.

Zwischen den Bundesländern bestanden auch 2024 erhebliche Unterschiede. Mecklenburg-Vorpommern weist mit einer Suizidziffer von 16,6 pro 100.000 Einwohnern und Einwohnerinnen die höchste Rate auf, gefolgt von Sachsen (15,9) und Sachsen-Anhalt (15,7). Die niedrigsten Werte verzeichnen das Saarland (8,3) sowie Nordrhein-Westfalen (10,2). Besonders auffällig ist der Anstieg in Bremen (plus 2,2) und Mecklenburg-Vorpommern (plus 2,0), während in fünf Bundesländern ein Rückgang festgestellt wurde.

Wie bereits in den Vorjahren entfällt der überwiegende Teil der Suizide auf Menschen im höheren Lebensalter. 2024 waren 73,8 Prozent aller Suizide bei Personen über 50 Jahren zu verzeichnen. Bei Männern waren 72 Prozent, bei Frauen 79 Prozent der Verstorbenen älter als 50 Jahre. Die Suizidrate steigt mit dem Lebensalter deutlich an. Während sie bei Männern zwischen 20 und 25 Jahren bei 8,9 liegt, steigt sie bei Männern zwischen 85 und 90 Jahren auf 80,3. Bei Frauen zeigt sich ein vergleichbarer Trend mit Werten zwischen 3,6 und 25,6.

Das durchschnittliche Sterbealter durch Suizid beträgt 61,7 Jahre und ist im Vergleich zum Vorjahr weiter leicht gestiegen. Bei den angewendeten Suizidmethoden dominiert weiterhin das Erhängen mit 4.037 Fällen, gefolgt von den deutlich zunehmenden Medikamentenvergiftungen mit 2.002 Fällen. Danach folgen sonstige Methoden: Stürze aus der Höhe, Schusswaffen, das “Sich vor ein bewegendes Objekt legen”, Gase und Ertrinken.