Zahl antisemitischer Vorfälle stark gestiegen

Der Bundesverband der Antisemitismus-Meldestellen hat eine Zunahme von antisemitischen Vorfällen um fast 83 Prozent im Vergleich zum Vorjahr festgestellt.

Brandanschlag und antisemitische Schmierereien am Rathaus Tiergarten (Archivbild)
Brandanschlag und antisemitische Schmierereien am Rathaus Tiergarten (Archivbild)Imago / A. Friedrichs

Der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Rias) hat bundesweit eine drastische Zunahme antisemitischer Vorfälle registriert. Im vergangenen Jahr erfasste der Verband nach eigenen Angaben aus Berlin 4.782 Vorfälle. Das sei eine Zunahme von rund 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Mit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023 sei es zu einem sprunghaften Anstieg der Zahl gekommen.

Neben sieben Fällen extremer Gewalt wurden im vergangenen Jahr demnach 121 Angriffe und 183 Bedrohungen registriert. Insbesondere vor dem Jahresende gab es den Angaben zufolge gewalttätige Vorfälle. Rund zwei Drittel der registrierten Fälle von extremer Gewalt, Angriffen und Bedrohungen hätten nach dem 7. Oktober stattgefunden. So sei in Berlin im Oktober ein Brandsatz in Richtung eines jüdischen Gemeindezentrums geworfen worden. Im Ruhrgebiet gab es wenige Tage später zwei Brandanschläge auf das Haus einer jüdischen Familie.

Antisemitismus: Mehr Vorfälle als im gesamten Vorjahr

Allein zwischen dem 7. Oktober und dem Jahresende wurden den Rias-Meldestellen 2.787 antisemitische Vorfälle bekannt. Das seien mehr Vorfälle als im gesamten Vorjahr (2022: 2.480). Auffällig hoch sei die Zahl der 471 Vorfälle in Bildungs- und Kultureinrichtungen.

Meist seien die gemeldeten Vorkommnisse auf antiisraelischen Aktivismus zurückzuführen gewesen, hieß es. Dieser habe besonders bei antiisraelischen Versammlungen eine Rolle gespielt. Die Ablehnung des jüdischen Staates habe unterschiedliche politische Strömungen mobilisiert. Häufig sei dabei die Schoah relativiert oder geleugnet worden.