Wunsch nach Frieden

Die evangelische Militärseelsorge in Torgelow hat in diesem Jahr zum zweiten Mal die Soldatinnen und Soldaten aus den zu betreuenden Standorten zu einem besonderen Adventsgottesdienst am Montag vor Heiligabend eingeladen.

Ein besonderer Gottesdienst hat  im ehemaligen Dorf Jägerbrück stattgefunden
Ein besonderer Gottesdienst hat im ehemaligen Dorf Jägerbrück stattgefundenMilitärpfarramt Torgelow

An einem einsamen Ort inmitten der endlosen Wälder der Ueckermünder Heide versammelte sich die Soldatengemeinde mit ihren Familienangehörigen und Freunden. Der Ort ist nicht öffentlich zugänglich: Jägerbrück. Hier geben nur noch die Grundmauern Zeugnis. In diesem Umfeld predigen auch die Steine, und die Reste künden von Vernichtung, menschlicher Gewalt und Zerstörung. Der äußerliche Schein ist trügerisch. Die neutestamentlichen Worte aus der Rede Jesu über die Endzeit werden in besonderer Weise wirksam: „Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen“ (Markus 13, 31).

Es ist schon lange her, als in den 50er-Jahren die Bewohner von Jägerbrück ausgesiedelt wurden. In den bestehenden Gebäuden wurde eine erste Kaserne der Nationalen Volksarmee eingerichtet, die alte Dorfschule zur Kommandantur umfunktioniert. Später dann setzten Verfall und gewaltsames Einwirken den Wohnhäusern und Stallungen ein Ende. In den letzten Jahren hat die Bundeswehr die Grundmauern konserviert, Schilder und Hinweistafeln zur Geschichte errichtet. Hier in dieser kleinen Waldlichtung wird schon lange nicht mehr geschossen. An diesem Tag ruht auch auf dem benachbarten Truppenübungsplatz die Natur, der sonst alltägliche Schießbetrieb ist eingestellt. Winter- und Weihnachtsruhe für Mensch und Tier kehren ein. Eine ungewöhnliche Stille.

Weihnachtswunsch: Nie an der Front kämpfen

Im Vorfeld wurde ein Birkenkreuz errichtet, der Altar aufgebaut, ein naturbelassener Weihnachtsbaum gepflanzt. Viele Soldatinnen und Soldaten sind sich christlicher Werte bewusst. Jetzt zu Weihnachten kommen sie, hören die Weihnachtsgeschichte mit offenen Ohren und Herzen in einer Zeit, in der sich Kriege und Konflikte auszuweiten scheinen, die eigene Betroffenheit zunimmt.

Ein Hauptmann formulierte im Lebenskundlichen Unterricht einen Weihnachtswunsch: „Ich wünsche mir und euch, dass es nie zum Äußersten kommt, dass wir nie im Krieg an der Front kämpfen müssen, töten oder getötet werden.“ Der Wunsch vom Frieden, wie ihn die Weihnachtsgeschichte nach Lukas im Lobgesang der Engel ausdrückt, ist von Jahr zu Jahr in immer weitere Ferne gerückt. Gerade deshalb ist diese Botschaft vom Heil und Frieden denen zu verkündigen, die sich den Realitäten dieser Welt stellen müssen. Wir beten darum, dass Gerechtigkeit und Friede sich ausbreiten.

Unser Autor
Bernhard Riedel ist Militärpfarrer im Evangelischen Militärpfarramt Torgelow (Mecklenburg-Vorpommern).