Woelki verlegt Priesterausbildung von Bonn nach Köln

An der Uni in Bonn studieren und im fußläufig entfernten Albertinum wohnen – mehr als 130 Jahre war das Alltag von Priesterkandidaten des Erzbistums Köln. Die Diözese gibt das Albertinum nun trotz Einwänden auf.

Trotz Einwänden verlagert Kardinal Rainer Maria Woelki die Ausbildung künftiger Priester im Erzbistum Köln schwerpunktmäßig in die Domstadt. Das Collegium Albertinum in Bonn werde als Wohn- und Ausbildungsstätte der Priesterkandidaten aufgegeben, gab die Erzdiözese am Mittwochabend bekannt. Sie kämen künftig im Kölner Priesterseminar unter, das nach mehrjähriger Renovierung im März 2024 wieder öffnet. Bislang lebten dort Kandidaten nur in der Ausbildungsphase nach Abschluss ihres Studiums, das sie traditionell in Bonn absolvieren. Über die künftige Nutzung des Albertinums, eine renovierungsbedürftige Top-Immobilie am Bonner Rheinufer, werde zeitnah beraten.

Laut Erzbistum bleibt der Standort Bonn für das Studium der Priesteramtskandidaten „von Bedeutung“. Diese hätten auch künftig die Möglichkeit, dort zu studieren. In Bonn werde es Wohngemeinschaften geben, in denen sich die Kandidaten durch Studium und Gebet auf ihren späteren Dienst vorbereiten. Ausbilder würden Bonn einmal wöchentlich besuchen und in Kooperation mit der Katholischen Hochschulgemeinde zu Messfeiern und zum Austausch beim Mittagessen einladen.

Der Priesterrat des Erzbistums hatte sich im Sommer vorigen Jahres mehrheitlich gegen den Abzug aus der Ausbildungsstätte nahe der Bonner Fakultät ausgesprochen. Neben dieser Einrichtung baut Woelki seit drei Jahren die Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) neu auf. Die Landesregierung pochte im vergangenen Jahr auf einen Vertrag zwischen Vatikan und Land, wonach die Fakultät in Bonn alleiniger Standort für die Kölner Priesterausbildung sei.

Das Erzbistum wies darauf hin, dass in dem Kölner Priesterseminar auch die Ständigen Diakone aus den Bistümern Köln, Aachen und Essen sowie weitere pastorale Mitarbeiter ausgebildet würden. Damit könnten die Priesterkandidaten schon mit jenen Personen studieren, mit denen sie später auch in Teams vor Ort wirken, erklärte der Leiter des Priesterseminars, Regamy Thillainathan. Zudem ermögliche die Verlagerung der gesamten Seminarzeit nach Köln längere Praxisphasen der Kandidaten in den Gemeinden. „Beides hat das Ziel, unsere Kandidaten viel stärker mit ihrer konkreten Umwelt zu verzahnen“, so der Regens.

Vom künftig teilweise gemeinsamen Ausbildungsweg der Priesteramtskandidaten mit anderen Seelsorgemitarbeitenden erhoffe er sich ein vitaleres und facettenreicheres Studium für alle, betonte Woelki. „Auch die Aufhebung der personal- und kostenintensiven Doppelstrukturen stützt die Entscheidung.“

Beim Bonner Albertinum handelt es sich um einen denkmalgeschützten neugotischen Dreiflügelbau mit Kreuzgang und Kapelle. In dem 1892 eröffneten Haus haben nach dem Rückgang der Zahl der Priesterkandidaten die Kommission für Zeitgeschichte, die Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft und das philosophisch-theologische Albertus-Magnus-Institut Platz gefunden. Diesen Einrichtung steht das Gebäude nur noch bis 1. September 2024 zu Verfügung.