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Witwe von Guy Stern schenkt Stadt Hildesheim Dokumente ihres Mannes

Das städtische Archiv Hildesheim hat persönliche Unterlagen ihres Ehrenbürgers, des deutsch-amerikanischen Germanisten und Holocaust-Überlebende Günther „Guy“ Stern (1922-2023), von dessen Witwe erhalten. Unter den Dokumenten befänden sich unter anderem das „Große Verdienstkreuz“ der Bundesrepublik Deutschland sowie Würdigungen der US-amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter, George W. Bush, Joe Biden und Donald Trump, teilte die Stadt Hildesheim am Dienstag mit.

Übergeben wurden die Unterlagen den Angaben zufolge von Sterns ehemaliger Studentin Jamie Woodring. Susanna Stern habe Woodring gebeten, sie aus den USA mitzunehmen, weil sie das Material nicht der Post anvertrauen wollte. Es rühre ihn zutiefst, dass Susanna Stern der Stadt diese Auszeichnungen und Andenken übergebe, sagte Oberbürgermeister Ingo Meyer (parteilos). „Guy Stern wird mit unserer Stadt auf ewig verbunden bleiben.“

Der 1922 geborene Stern, der 1937 als 15-Jähriger aus Sorge vor Verfolgung durch die Nazis in die USA emigrierte, war die letzten Jahre wieder häufig in Deutschland zu Gast. Auf Reisen besuchte er auch seine Geburtsstadt Hildesheim und sprach vor Schülern über den Holocaust und mahnte den Einsatz für die Demokratie an.

Stern bezeichnete sich selbst als „Hildesheimer“ und sprach von seiner „Rückkehr“ nach Deutschland. „Ich habe es gewagt, mich meiner alten Heimat wieder anzuschließen“, sagte der Literaturprofessor einst. Dies geschehe „im vollen Eingedenken der Erbsünde der Vergangenheit“.

Sterns Familie schaffte es nicht, Hitler-Deutschland zu verlassen. Nach Kriegsende erfuhr er, dass seine Eltern, sein Bruder und seine Schwester im Warschauer Ghetto ermordet wurden. Während des Krieges schloss sich Stern freiwillig dem US-Militär an, bis 1945 diente er in der Spezialeinheit „Ritchie Boys“, einer überwiegend aus Emigranten gebildeten Einheit des Militärnachrichtendienstes.