Weit über 6.000 Menschen sind im vergangenen Jahr durch Landminen getötet oder verletzt worden – so viele wie seit vier Jahren nicht. Die weltweit geächteten Waffen werden weiter eingesetzt – und das Verbot wackelt.
Weltweit sind im vergangenen Jahr wieder mehr Menschen Opfer von Landminen geworden. Mindestens 6.279 sind 2024 durch Antipersonenminen getötet oder verletzt worden, so viele wie seit 2020 nicht mehr, wie die Hilfsorganisation Handicap International am Montag auf Basis des neuen Landminen-Monitors mitteilt. Mit 1.945 Todesopfern endete knapp ein Drittel der Landminen-Vorfälle tödlich, weitere 4.325 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Gut 90 Prozent der registrierten Opfer seien dabei Zivilisten, davon fast die Hälfte Kinder.
Laut Monitor wurden Landminen-Opfer in 52 Ländern und Gebieten registriert, die meisten davon mit 2.029 im Bürgerkriegsland Myanmar und mit 1.015 in Syrien. Auch Afghanistan weise mit 624 eine hohe Opferzahl auf.
Durch die Ottawa-Konvention von 1997 sind Einsatz, Produktion, Lagerung von Landminen verboten. Der Vertrag wurde bislang von 166 Staaten unterzeichnet, mit Russland, den USA und China gehören drei führende Militärmächte allerdings nicht dazu.
In der Ukraine wurden 293 Minenopfer registriert. Russland wird schon seit Beginn des Krieges im Februar 2022 vorgeworfen, in großem Umfang Antipersonen-Minen einzusetzen. Laut Handicap International mehren sich jedoch die Hinweise, dass auch die Ukraine selbst in noch unbekanntem Umfang Minen einsetzt.
“Die Vertragsstaaten müssen konsequent ihren vertraglichen Verpflichtungen nachkommen und sie müssen den Einsatz von Antipersonenminen durch jeden Akteur und unter allen Umständen auf das Schärfste verurteilen”, betonte die Leiterin der politischen Abteilung von Handicap International Deutschland, Eva Maria Fischer. Gleichzeitig würden internationale Mittel für Minenräumung und zur Opferhilfe gekürzt.
Die russische Aggression führe zudem dazu, dass sich immer mehr Staaten aus der Ottawa-Konvention zurückziehen würden. Neben der Ukraine hätten auch Estland, Finnland, Lettland, Litauen und Polen in diesem Jahr Prozesse zum Austritt eingeleitet. Die anderen Vertragspartner müssten “alles dafür tun, dass die sechs austrittswilligen Staaten ihren Entschluss überdenken”, so Fischer.