Wie Großstädte aus drei EU-Staaten gemeinsam Politik machen

Europa konkret: Knapp 600.000 Menschen leben in Saarbrücken, Metz, Luxemburg-Stadt und Trier – gemeinsam bilden sie die QuattroPole. Seit mehr als 20 Jahren arbeiten die vier Städte eng zusammen.

Am Sonntag wählt Europa ein neues EU-Parlament. In der deutsch-luxemburgisch-französischen Grenzregion haben sich seit Jahrzehnten grenzüberschreitende Strukturen etabliert. Im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt, ein “Grenzraum kann ein echtes europäisches Reallabor sein.” Er ist seit 2022 Präsident des Städte-Netzwerks QuattroPole; einem kommunalen Verbund der vier Städte Metz, Luxemburg-Stadt, Trier und Saarbrücken.

Mehr als eine halbe Million Menschen leben in den vier benachbarten Großstädten. Es gehe um einen Austausch über die Herausforderungen der Zeit. “Wir sehen das als ein Gestalten unserer unmittelbaren Region”, beschreibt Conradt den Ansatz. “Zwar gibt es verschiedene Regularien – aber wenn etwa ein Krieg ausbricht, dann stehen alle vier Städte vor der Aufgabe, Flüchtlinge aufzunehmen.”

Der CDU-Politiker ruft dazu auf, Dinge grenzüberschreitend zu vereinfachen, so dass die Menschen einen konkreten Nutzen in Europa sehen können. “Was Europa lernen kann: Schaut auf die Grenzregionen. Schaut dahin, wo Europa jeden Tag gelebt wird und es immer noch Hürden gibt.”

Ein Schwerpunkt ist der Kulturaustausch: So finden in den vier Städten 2024 beispielsweise “QuattroPole-Bürgerbegegnungen” statt. Auch bei der Wirtschaftsförderung, in Bildungs- und Umweltfragen kooperieren die Städte. Europa sei hierbei weniger Außenpolitik als gelebte Wirklichkeit, sagte Conradt. Ein Beispiel sei die Mobilität. Zusammen kämpfen die QuattroPole-Städte für den Saarbrücker TGV-Bahnhof und bessere Regionalzüge sowie Radstrecken über die Grenzen hinweg.

Mitgetragen wird das Engagement der Städte durch die Stadträte und eine Geschäftsstelle im luxemburgischen Haus der Großregion. QuattroPole fördert finanziell Projekte und veranstaltet selbst Formate wie den “QuattroPole Health Hackathon” oder Rockkonzerte mit regionalen Bands. Darüber hinaus gab der Verein einen gemeinsamen Stadtführer für die vier Städte heraus, verfasst auf Deutsch und Französisch.

Die Städte können so unmittelbar voneinander lernen, betont Conradt und nennt die Themen Nachhaltigkeit, Soziales und Klimawandel als Beispiele für lokales Handeln. Was QuattroPole gemeinsam bewirken kann, zeigte sich bereits kurz nach Conradts Amtsantritt im Herbst 2019. Nur wenige Monate danach erreichte die Corona-Pandemie Europa. “Es findet ein Austausch in der Krise statt, es wurde sich gegenseitig geholfen”, erinnert sich der Oberbürgermeister der saarländischen Landeshauptstadt.

Anfangs war insbesondere Metz von schweren Covid-Verläufen betroffen. Kurzerhand organisierten die Städte Hilfskonvois und schickten medizinisches Gerät sowie Medikamente über die Grenze. Vor allem aber übernahmen Saarbrücken, Luxemburg und Trier schwer erkrankte Personen aus der französischen Region Grand Est.

Nächstes Jahr wird das Jubiläum 25 Jahre QuattroPole gefeiert, in drei Sprachen und vier Städten. Uwe Conradt: “Es geht darum, ein gemeinsames Bewusstsein zu schaffen.”