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Wie die Tafeln in Niedersachsen an Lebensmittel kommen

Die Tafeln in Niedersachsen haben es immer schwerer, an Lebensmittel zu kommen. Doch sie geben sich nicht so schnell geschlagen.

Lebensmittel retten, Menschen helfen: Die Tafeln in Niedersachsen versorgen rund 200 000 Bedürftige.
Lebensmittel retten, Menschen helfen: Die Tafeln in Niedersachsen versorgen rund 200 000 Bedürftige.epd-bild/Heike Lyding

„Wir haben glücklicherweise so viele Lebensmittel, dass wir immer etwas verteilen können“, sagt Rolf Grey, Sprecher der Syker Tafel, die 1900 Kunden bedient. „Wir können sogar neue Kunden aufnehmen.“ Doch nicht alle Tafeln in Niedersachsen seien in dieser vergleichsweise komfortablen Situation, führt der 69-jährige Syker aus. „Andere Tafeln müssen ihre Ausgabe teilweise einstellen, weil sie nicht genügend Lebensmittel zum Verteilen haben.“

Ein Grund dafür sei die bessere Logistik der Lebensmittelgeschäfte. „Sie bestellen viel verbrauchsgerechter als früher, und so bleibt weniger für die Tafeln“, erklärt Grey. „Das spürt man sofort.“

Die mehr als 100 Tafeln in Niedersachsen, darunter rund 15 in kirchlicher oder diakonischer Trägerschaft, und ihre rund 7500 Helferinnen und Helfer versuchen, diese Einbußen mit Sammel- und Verteilzentren auszugleichen, die eine größere Kühl- und Lagerfläche bieten als die Tafeln vor Ort. Das zweite dieser Zentren ist erst vor Kurzem in Springe eröffnet worden. „Dort kommen die Lebensmittel nicht palettenweise an, sondern gleich in ganzen Lkw-Ladungen“, sagt Grey.

Die Verteilzentren können ganze LKW-Ladungen lagern

Es handele sich um Waren aus der Überproduktion, die in den Verteilzentren zwischengelagert werden können, bevor sie zu den einzelnen Tafeln geliefert werden. „Das sind Lebensmittel, die sonst vernichtet werden.“

Doch auch der Austausch der Tafeln untereinander trage zur besseren Versorgung mit Lebensmitteln in den Tafeln bei, erklärt Karl-Dieter Dehn von der Tafel in Soltau, die rund 450 Menschen unterstützt. „Wir werden von umliegenden Supermärkten und Discountern, einem Bioladen und zwei Großbäckereien gut bedacht“, freut sich der 81-jährige Ehrenamtliche. „Dazu bekommen wir noch jede Woche so viele Kartoffeln, dass wir die Tafeln in Münster und Schnerverdingen mitversorgen können.“ Obst und Gemüse müsse die Soltauer Tafel allerdings aus eigenen Mitteln dazukaufen.

Die Tafeln in Niedersachsen werden noch lange gebraucht

Deswegen sind es nicht allein die Lebensmittelspenden und die Tatkraft der Helfer, die das Überleben der Tafeln ermöglichen, sondern auch Spendengelder, aus denen neben Mitgliedsbeiträgen der Kunden anfallende Kosten bestritten werden. Dadurch werde die Arbeit der Tafeln und damit die Versorgung der Bedürftigen gesichert, sagt Uwe Lampe, der Vorsitzende des Landesverbandes der Tafeln in Niedersachsen und Bremen. Insgesamt seien rund 200 000 Menschen auf Tafeln angewiesen.

Dass es die Tafeln bald nicht mehr geben könnte, weil sie nichts zu verteilen hätten, befürchtet Rolf Grey nicht. „Es werden so viele Tonnen Lebensmittel vernichtet, die eigentlich verteilt werden könnten. Ich glaube, dass uns die Tafeln lange überleben werden.“