„Demokratie und Freiheit in Zeiten der Bewährung“: Unter diesem Motto findet diesen Mittwoch (19. November) die zweite „Münchner Demokratiekonferenz“ statt. Veranstaltet wird sie von der Konferenz Europäischer Rabbiner (CER) in Partnerschaft mit der bayerischen Staatsregierung. Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Religionsgemeinschaften, Medien und Zivilgesellschaft diskutieren dort miteinander. Philipp Hildmann, Geschäftsführer des Bayerischen Bündnisses für Toleranz, moderiert die Runde „Glauben ohne Grenzen? Religionsfreiheit, säkularer Staat und der Streit um Werte im pluralen Europa“, an der auch der evangelische Landesbischof Christian Kopp teilnimmt.
epd: Herr Hildmann, was erhoffen Sie sich von der Konferenz?
Philipp Hildmann: Ich hoffe, dass sie dazu beiträgt, dass in der Politik wieder mehr Mut und Ehrlichkeit einkehren, auch unangenehme Themen über bloße Schlagworte hinaus anzusprechen. Wir wollen etwa Migration, Extremismus und Antisemitismus in einem guten Rahmen diskutieren. Es gilt, Antisemitismus als demokratiegefährdenden Faktor wahrzunehmen. Was antisemitische Akteure triggert, sind Faktoren, die sie zwar Juden zuschreiben, die aber Grundpfeiler unserer Demokratie sind. Es geht um Menschenrechte, um Freiheit und Verantwortung. Religionsfreiheit ist ein Lackmustest für das Funktionieren von Demokratien. In Ländern, wo die Religionsfreiheit gefährdet ist, sind es auch alle anderen Menschenrechte. Der Umgang mit ihr ist wie ein Brennglas.
epd: Wo sehen Sie die Religionsfreiheit im pluralen Europa herausgefordert?
Hildmann: Da ist der massive Anstieg des Antisemitismus im Denken und im Handeln, die Bedrohung unserer jüdischen Mitmenschen. Zugleich gibt es die Islamophobie, wenn etwa eine muslimische Lehrerin mit Kopftuch jeden Tag Anfeindungen ausgesetzt ist. Zum dritten bestehen Säkularisierungstendenzen, die gerade die christlichen Kirchen in den privaten Raum abdrängen wollen. Dies verkennt, wie sie Europa als kulturellen Raum geprägt haben – mitsamt der Trennung von Geistlichem und Weltlichem im staatlichen Handeln, dem Rechts- und Sozialsystem, dem Umgang miteinander. Religionsfreiheit hat natürlich ihre Grenze dort, wo sich Akteure in religiösem Furor zu eigenmächtigem Handeln berufen fühlen, etwa bei islamistischen Kundgebungen in unseren Innenstädten.
epd: Welche Konfliktlinien erwarten Sie zwischen den Teilnehmenden?
Hildmann: Bei dem Podium kann viel Einigkeit erwartet werden, etwa in der Auffassung von Religion als zentralem Faktor für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Ich bin aber gespannt, was passiert, wenn es um das Ausbuchstabieren des jüdisch-christlichen Erbes in Europa geht, denn gehört der Islam als Puzzleteil hier nicht mit dazu? Ich hoffe, dass sich gerade unser muslimischer Vertreter hier mit positiven Impulsen einbringt. Muslime könnten generell lauter artikulieren, welcher positive Beitrag aus dem Islam für die freiheitliche Demokratie kommt, und sich nicht nur zu eigenen Diskriminierung äußern. Für Konflikt dürfte es auch sorgen, wenn es um Gaza geht und wie das Thema in unsere Gesellschaft hineingetragen wird. (3610/18.11.2025)