Westfalen: Michael Krause zieht Kandidatur für Präses-Amt zurück

Michael Krause hat seine Kandidatur für das Präses-Amt der Westfälischen Kirche zurückgezogen. Hintergrund sind mögliche Verstöße in der Vergangenheit.

Michael Krause hat seine Kandidatur zurückgezogen
Michael Krause hat seine Kandidatur zurückgezogenMatthias Cremer

Das kommt überraschend: Michael Krause hat seine Kandidatur für das Präses-Amt der westfälischen Kirche zurückgezogen. Darüber informiert die Landeskirche in einer Pressemitteilung. Der Theologe war als einziger Kandidat vom Nominierungsausschuss für die Nachfolge von Annette Kurschus aufgestellt worden, die im vergangenen November zurückgetreten war. Ihr wurde mangelnde Transparenz mit einem Missbrauchsverdacht aus ihrer Zeit im Kirchenkreis Siegen vorgeworfen.

Hintergrund für Krauses Rückzug sind laut Landeskirche „Hinweise auf mögliche, in der Vergangenheit liegende Verstöße gegen das Gebot, persönliche Grenzen einzuhalten“. Davon habe die Kirche vor wenigen Wochen erfahren. Um welche möglichen Verstöße es dabei geht bleibt ebenso unklar wie die Frage, ob Krause die Verstöße zugibt oder bestreitet.

Landeskirche eröffnet Disziplinarverfahren

Nachdem die Hinweise bei der Landeskirche eingegangen seien, habe Michael Krause sofort gehandelt, so die Pressemitteilung: Er beantragte die Einleitung eines Disziplinarverfahrens gegen sich selbst, um den Sachverhalt untersuchen zu lassen. In der vergangenen Woche hat das Landeskirchenamt die Eröffnung des Verfahrens beschlossen.

Krause war von 2009 bis 2020 Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Herford. Überregional bekannt wurde er, als er im Jahr 2010 einen von seinen Vorgängern eingerichteten „Geheimfonds“ des Kirchenkreises öffentlich machte. Der Theologe leitet zurzeit als Geschäftsführer den Stiftungsbereich Schulen der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld. Zuvor war er Geschäftsführer des Unternehmens „Bethel im Norden“.

Präses ist das oberste Hirtenamt

Für das Amt des Präses braucht die westfälische Kirche damit einen neuen Kandidaten oder eine neue Kandidatin. Deshalb ist der Nominierungsausschuss gefordert. Er soll nun „möglichst zeitnah“ aktiv werden. Eigentlich war geplant, Krause auf der Synode im November für das Amt vorzuschlagen und ihn wählen zu lassen. Ob dieser Termin noch zu halten ist, bleibt offen.

Die Bezeichnung „Präses“ für das oberste Hirtenamt gibt es außer in Westfalen nur in der Evangelischen Kirche im Rheinland. In anderen Landeskirchen heißen die leitenden Geistlichen meist Bischof oder Kirchenpräsident, in Lippe lautet die Bezeichnung Landessuperintenden und in Bremen Schriftführer. Anders als in Westfalen sind in anderen Landeskirchen die obersten Leitungsaufgaben in der Regel auf mehrere Ämter verteilt. (mit epd)