Westfälische Kirche beschließt Einsparungen in Millionenhöhe
Die in finanzielle Schieflage geratene Evangelische Kirche von Westfalen hat Einsparungen in Millionenhöhe auf den Weg gebracht, um spätestens für 2028 einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen zu können. Die Landessynode bestätigte am Samstag zum Abschluss zweitägiger Beratungen in Bielefeld ein Sparpaket der Kirchenleitung, das dauerhafte Ausgabenkürzungen von mindestens 8,8 Millionen Euro vorsieht. Die geplanten Maßnahmen betreffen neben dem Landeskirchenamt in Bielefeld und den landeskirchlichen Ämtern und Werken auch die Studierendenarbeit, die Hochschule für Kirchenmusik und die Kirchliche Hochschule Wuppertal.
Mit den Sparzielen sei die Grundlage für eine Konsolidierung des Haushalts bis 2027 gelegt, sagte Arne Kupke, Finanzdezernent der viertgrößten deutschen Landeskirche mit gut 1,9 Millionen Mitgliedern. „Jetzt kommt es im zweiten Schritt auf die konsequente Umsetzung an.“ Die nächste Synode im November müsse ein Haushaltssicherungskonzept beschließen, das die konkreten Sparschritte der Jahre 2025 bis 2027 enthält. Die Maßnahmen müssten bis dahin präzise gefasst und mit Daten, Fakten und Zahlen hinterlegt werden.
Bis die strukturellen Kürzungen greifen, muss der Etat aus Rücklagen ausgeglichen werden. Für 2024 verabschiedete das westfälische Kirchenparlament daher einen Nachtragshaushalt, der eine Rücklagenentnahme von knapp 8,8 Millionen Euro vorsieht. Alle Maßnahmen betreffen ausschließlich den Haushalt der landeskirchlichen Ebene, die 442 Gemeinden und 26 Kirchenkreise sind davon nicht direkt betroffen.
Ein Kern der vorgesehenen Maßnahmen ist eine Absenkung der Personal- und Sachkosten im Bielefelder Landeskirchenamt um ein Fünftel, dies soll dauerhaft sechs Millionen Euro einsparen. Auch bei den Ämtern und Werken auf der landeskirchlichen Ebene sowie bei Zuschüssen etwa für kirchennahe Institutionen oder Projekte sollen die Ausgaben insgesamt um 20 Prozent gesenkt werden, dies entspricht Kürzungen von insgesamt knapp zwei Millionen Euro. Für die Evangelischen Studierendengemeinden ist eine Neustrukturierung vorgeschlagen, die den Etat um 500.000 Euro entlasten soll. Hinzu kommt eine Reihe kleinerer Maßnahmen.
Lange gerungen wurde in der Synode über die Zukunft der Hochschule für Kirchenmusik Herford-Witten. Die Zusammenführung in einem bereits beschlossenen Neubau für rund 14 Millionen Euro in Bochum wurde im Herbst vorerst gestoppt, nachdem im landeskirchlichen Haushalt ein Loch von 14,4 Millionen Euro offenbar wurde. Zur Debatte steht nun eine Zusammenführung der beiden bisherigen Standorte – mit oder ohne Neubau – bei gleichzeitigen Einsparungen oder höheren Erträgen. Als Alternative ist die Aufgabe der bisherigen vollständigen Ausbildung vorgeschlagen, die dann durch kirchliche Zusatzmodule für bereits ausgebildete Musiker ersetzt würde.
Die Zuschusskürzungen von 20 Prozent betreffen auch die Kirchliche Hochschule Wuppertal (KiHo). Sie wird gemeinsam mit der Evangelischen Kirche im Rheinland getragen, die als größte Geldgeberin im Juni grundsätzlich über die Zukunft der KiHo entscheiden will.
Großen Handlungsdruck sieht die westfälische Kirche nach den Worten ihres Theologischen Vizepräsidenten Ulf Schlüter auch bei den sieben von ihr betriebenen Schulen, in die jedes Jahr acht bis neun Millionen Euro investiert würden: „Die Kosten steigen dynamisch, während unsere Einnahmen sinken.“ Daher müssten Gespräche mit den Kommunen und dem Land darüber geführt werden, wie der Finanzbedarf für den Trägeranteil deutlich reduziert werden könne.
Schlüter betonte, alle Kürzungen sollten möglichst sozialverträglich und ohne betriebsbedingte Kündigungen realisiert werden. Neben pauschalen Sparvorgaben würden auch Schwerpunkte gesetzt: „Es ist unausweichlich, dass wir auch Aufgaben nicht mehr machen werden.“ Mit Blick auf die Zukunft betonte der leitende Theologe die Notwendigkeit, die Grundstruktur einer „flächendeckenden Versorgungskirche mit staatsanalogen öffentlich-rechtlichen Strukturen“ zu verändern. Finanzchef Kupke sprach von einer „strategischen Weiterentwicklung“.