Die Trägerin des Bonner Kunstpreises 2023, Louisa Clement, präsentiert sich ab Donnerstag mit zwei neuen Videoarbeiten im Kunstmuseum Bonn. Zu sehen ist bis zum 16. Juni unter anderem der knapp zehnminütige Film „off-target-effect“ (2023), der sich mit den Möglichkeiten der Manipulation menschlicher DNA beschäftigt, wie das Kunstmuseum am Dienstag mitteilte. Im Mittelpunkt des knapp siebenminütigen Videos „believers“ steht zudem eine durch künstliche Intelligenz (KI) generierte Predigt. Die 1987 geborene Bonner Künstlerin stellte bereits in zahlreichen Museen und Institutionen im In- und Ausland aus.
Clement thematisiert in ihrem Werk Auswirkungen von Digitalisierung und neuer Technologie sowie die damit verbundene Auflösung der Grenze zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit. In dem Film „off-target-effect“ beschäftigt sich die Künstlerin mit der 2020 durch zwei Forscherinnen entdeckten Genschere CRISPR/Cas9. Mit diesem molekularbiologischen Verfahren können Gene gezielt verändert werden, etwa um Krankheiten aus dem Erbgut zu entfernen. Clement kommentiert in ihrem Film Laboraufnahmen und Computersequenzen mit Texten, die auf die Problematik der ständigen Selbstoptimierung des Menschen hinweisen.
In dem Video „believers“ geht Clement der Frage nach, was Menschsein und Menschlichkeit angesichts immer perfekterer Ersatz-Technologien bedeuten. Die Künstlerin schuf einen Avatar-Prediger, der eine durch Künstliche Intelligenz (KI) erzeugte Predigt vor ebenfalls virtuellen Gläubigen hält. Anlass für diese Arbeit war eine Veranstaltung auf dem Evangelischen Kirchentag in Nürnberg 2023, bei der ebenfalls Prediger und Predigt durch KI generiert waren.
Ergänzt werden die Videos durch zwei skulpturale Arbeiten. Die Skulptur „mould“ besteht aus zwei Bronze-Abgüssen lebensgroßer Sex-Puppen. Diese Art von Puppen funktioniert ebenfalls mit KI. Bei „compression“ handelt es sich um eine zwei Zentimeter große Metallkapsel. Sie enthält eine synthetische DNA, welche auf Grundlage der Datensätze des bisherigen Werks der Künstlerin entstand.
Louisa Clement studierte von 2010 bis 2015 als Meisterschülerin bei Andreas Gursky an der Kunstakademie Düsseldorf. Mit dem Bonner Kunstpreis wird seit 1985 alle zwei Jahre eine Künstlerin oder ein Künstler aus der Region ausgezeichnet. Er zählt zu den höchstdotierten Kunstpreisen in Deutschland. Die Trägerinnen und Träger erhalten ein mit 10.000 Euro unterstütztes Arbeitsstipendium in einer frei wählbaren europäischen Metropole. Hinzu kommen 5.000 Euro für den Ankauf eines Werkes für die Sammlung des Kunstmuseums Bonn. Beides wird von privaten Stiftern finanziert.