Wer war eigentlich der Heilige Silvester?

Der heilige Silvester gilt als Patron der Haustiere und soll Kaiser Konstantin bekehrt haben. Ob das stimmt?

Bildnis des heilgen Silvester
Bildnis des heilgen SilvesterUoaei1 / CC BY-SA 4.0

Der heilige Silvester passt perfekt zum letzten Tag des Jahres – fällt sein Leben doch in eine typische Zeit des Umbruchs und Wandels. Gerade erst zum Priester geweiht, vermutlich im Jahr 284, muss er sich vor den Christenverfolgern des Kaisers Diokletian in Sicherheit bringen. Drei Jahrzehnte später, 314, wird er zum Papst gewählt, gerade einmal ein Jahr, nachdem Kaiser Konstantin sich dem Christentum zugewandt, der Kirche Freiheit und jedem Bürger des Reiches das Recht auf freie Religionsausübung geschenkt hat.

Papst Silvester I. starb am 31. Dezember 335. Man weiß kaum etwas über ihn, außer dass er Römer war und über den Priscilla-Katakomben eine Kirche baute, wo er auch bestattet wurde, um später in die Kirche San Silvestro in Capite überführt zu werden. So ziemlich alles andere ist Legende. Sie erzählt vor allem von Silvesters Standhaftigkeit während der noch einmal wütend aufflackernden Verfolgung: Er redete dem Statthalter ins Gewissen, der ihn zwingen wollte, die von ihm verwalteten Besitztümer von Christen herauszugeben – und tatsächlich erstickte der Politiker an einer Fischgräte. Er soll den angeblich aussätzigen Kaiser Konstantin geheilt und gleich auch noch bekehrt haben.

Das Wunder getoppt

Weil die Kaiserinmutter Helena ihren mittlerweile getauften Sohn Konstantin nun plötzlich für das Judentum gewinnen wollte, führte Silvester nach der Legende höchst erfolgreich ein Streitgespräch mit zwölf gelehrten Rabbinern. Der zwölfte soll sogar einen Stier durch die bloße Nennung des Namens Gottes getötet haben, um die Kraft seines Glaubens zu erweisen. Silvester aber gelang es, dieses Wunder zu toppen: Er erweckte den toten Stier wieder zum Leben, worauf sich die zwölf Rabbiner samt der Kaiserinmutter sogleich taufen ließen. Auch mit heidnischen Priestern wurde Silvester fertig, indem er einen Drachen besiegte.

In Wirklichkeit spielte Silvester weder bei der folgenschweren Hinwendung Konstantins zum Christentum noch bei den späteren dogmatischen und kirchenpolitischen Auseinandersetzungen eine Rolle, die den Zeitgenossen im Gedächtnis geblieben wäre. Weder nahm er an der Reichssynode in Arles teil, wo es um die Lehre der Donatisten ging. Diese wurde zur Irrlehre erklärt, weil sie behaupteten, die Gültigkeit der Sakramente hänge von der Heiligkeit der Person ab, die sie vollziehe. Noch war Silvester beim ersten ökumenischen Konzil von Nicäa 325 dabei, als die Weichen gegen die Arianer und dem Bekenntnis zur Göttlichkeit Christi gestellt wurden. Arius wollte in diesem nur ein besonders begnadetes Geschöpf sehen. Silvester schrieb damals nach Arles, er könne die Apostelgräber in Rom doch nicht im Stich lassen.

Der Patron der Haustiere

Immerhin wurde schon im 5. Jahrhundert überall in Europa sein Fest gefeiert, er avancierte zum Patron der Haustiere, und in der Silvesternacht entwickelte sich ein reiches Brauchtum mit Umzügen und geheimnisvollen Orakeln.