Keine Rebsorte wird in Franken häufiger angebaut als der Silvaner. Erstmals wurde er als „Österreicher“ urkundlich im Jahr 1659 erwähnt. Am 6. April vor 365 Jahren wurden damals in Castell (Kreis Kitzingen) die ersten Silvanerreben in Franken gepflanzt. Bis heute wird die Rebsorte außerhalb Frankens oft unterschätzt, sagen renommierte Weinkritiker. Frankens neue Weinkönigin Lisa Lehritter jedenfalls bricht eine Lanze für „Frankens Leitsorte“. Das Weinanbaugebiet feiert den Silvaner heuer auch touristisch.
epd: Frau Lehritter, als fränkische Weinkönigin darf man sich wahrscheinlich nicht auf eine Lieblings-Rebsorte festlegen – aber trotzdem: Warum schlägt ihr Herz besonders für den Silvaner?
Lehritter: Silvaner ist für uns Franken ein Heimatgefühl. Die Weine aus Silvaner-Trauben sind wie wir: Sie sind bodenständig und trotzdem richtig vielseitig. Auf die Nicht-Franken kann der Silvaner auch schon mal typisch fränkisch wirken, so wie die Menschen: Am Anfang ein bisschen verschlossen, vielleicht auch wortkarg. Aber ich glaube, wenn man die Franken näher kennt, dann lernt man unsere Art schätzen und lieben. Und so ist das auch mit dem Silvaner. Wer einmal auf den Geschmack gekommen ist, der bleibt dabei.
epd: Es ist nicht lange her, da hatte fränkischer Wein außerhalb Frankens keinen so guten Ruf – gemeint war oft auch der günstige Supermarkt-Silvaner im Bocksbeutel. Was hat sich seither geändert?
Lehritter: Die Antwort darauf war eine Qualitätsoffensive der fränkischen Winzer. Heute ist der Wein aus Franken in den Spitzenplätzen der Weinauszeichnungen vertreten. Diese hohe Qualität rücken wir in das Bewusstsein. Denn es geht bei Wein und anderen alkoholischen Getränken um Klasse statt Masse und auch um Genuss in Maßen statt in Massen. Zunehmend mehr Verbraucher sind für hochwertige Lebensmittel im Allgemeinen zu haben, das gilt dann erfreulicherweise auch für Genussmittel wie unseren fränkischen Wein.
epd: Die fränkischen Winzer feiern den Silvaner dieses Jahr mit 90 Silvaner-Führungen. Was genau wird den Gästen da erzählt – und bekommt man am Ende wenigstens auch einen Schluck Silvaner?
Lehritter: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen vor allem erfahren: Wo kommt er eigentlich her, der Silvaner? Und stimmen diese ganzen Legenden, die es gibt? Kleiner Spoiler: Nein, die Rebsorte kommt nicht aus Transsylvanien, auch wenn das immer mal wieder erzählt wird. Der Silvaner ist eine gekreuzte Sorte aus Österreichisch-Weiß und Traminer. Man erfährt bei den Führungen noch viele spannende Details – und damit man auch erlebt, wovon da erzählt wird, gibt’s tatsächlich zum Abschluss oft auch ein Glas Silvaner. (00/1258/19.04.2024)