Wen die Hitze besonders gefährdet – und was man dagegen tun kann

“Immerhin keine 40 Grad” – das hört man derzeit angesichts des durchwachsenen Wetters häufiger. Hitze kann vor allem für ältere, allein lebende und erkrankte Menschen gefährlich werden. Fachleute dringen auf mehr Schutz.

Hitze wirkt sich nicht nur auf die körperliche, sondern auch auf die psychische Gesundheit massiv aus – darauf weist die Bundespsychotherapeutenkammer am Dienstag in Berlin hin. Menschen mit psychischen Erkrankungen müssten darüber informiert werden, wie sie sich an heißen Tagen schützen könnten, erklärte die Präsidentin der Kammer, Andrea Benecke.

So litten Aufmerksamkeit, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden unter großer Hitze. Sie mindere zudem die menschliche Fähigkeit, starke Gefühle zu kontrollieren, mache also impulsives und risikoreiches Verhalten wahrscheinlicher. An heißen Tagen komme es zu mehr psychiatrischen Einweisungen und sogar zu einem Anstieg der Suizidraten.

Hitze wird dann gefährlich, wenn die gefühlte Temperatur tagsüber auf über 30 Grad ansteigt und nachts nicht unter 20 Grad fällt. Bei einer gefühlten Temperatur von 32 Grad am frühen Nachmittag sprechen Fachleute von einer starken, ab 38 Grad von einer extremen Wärmebelastung. Eine Hitzewelle besteht aus mehr als drei Tagen mit Temperaturen über 28 Grad.

Das Risiko steigt laut Bundespsychotherapeutenkammer insbesondere für Personen mit Schizophrenie, Abhängigkeitserkrankungen, Demenz und Depressionen. Bestehende Symptome könnten sich verschlimmern, neue Symptome auftreten. Medikamente wie Psychopharmaka könnten zudem die Regulation der Körpertemperatur beeinträchtigen.

Die Fachleute raten, möglichst im Schatten zu bleiben, ausreichend zu trinken, körperliche Anstrengung und Alkohol an heißen Tagen zu meiden. Bezüglich Medikamenten könne es sinnvoll sein, sich mit dem Hausarzt oder der Psychotherapeutin abzusprechen. Zu letzterem rät auch die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG) – insbesondere Personen, die an Herz- oder Gefäßerkrankungen leiden.

Ab 65 Jahren sei zudem der Anpassungsprozess des Organismus an hohe Temperaturen verlangsamt. “Hitze führt dann zu einer übermäßigen Belastung des Herz-Kreislauf-Systems, zu Blutdruckabfall und Kreislaufproblemen”, sagte DGG-Experte Rolf Weidenhagen.

In Städten ist es laut Studien nachts bis zu zehn Grad wärmer als im ländlichen Raum. Privatleute könnten Räume verdunkeln, Fassaden und Innenhöfe begrünen, Ventilatoren nutzen und in den kühleren Nacht- und Morgenstunden lüften, sagte Weidenhagen.

Angehörige und Pflegekräfte müssten im Sommer verstärkt auf pflegebedürftige Menschen achten, betonte der Bereichsleiter Pflege bei der Kaufmännischen Krankenkasse KKH, Normen Guttandin. Hilfreich könnten neben ausreichend Flüssigkeit auch Fuß- oder Armbäder mit kühlendem Wasser sein oder Wickel mit feuchten Handtüchern. Für alle Menschen seien zudem ausreichend Sonnenschutzmittel, luftdurchlässige Kleidung und eine Kopfbedeckung ratsam.

Am Hitze-Aktionstag an diesem Mittwoch will sich auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu der Thematik äußern.