Die drei „Hotspots“ mit dem weltweit höchsten Katastrophenrisiko liegen laut dem Weltrisikobericht 2025 in Asien. Die bevölkerungsreichen Länder Philippinen, Indien und Indonesien stehen in diesem Jahr auf den drei obersten Plätzen, wie der am Mittwoch veröffentlichte Bericht ergibt. Russland und China liegen auf den Plätzen acht und neun. Deutschland nimmt den 95. Platz unter 193 untersuchten Ländern ein. Der Bericht wird vom Bündnis Entwicklung Hilft (BEH) und dem Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht (IFHV) der Ruhr-Universität Bochum veröffentlicht.
Neben Katastrophenrisiken durch extreme Naturereignisse werden in dem Bericht auch soziale, politische und ökonomische Faktoren betrachtet. Globale „Risikotreiber“ sind den Angaben zufolge etwa soziale Ungleichheit, strukturelle Verwundbarkeit und schwache Gesundheitssysteme. Auch lateinamerikanische Länder wie Kolumbien und Mexiko sind unter den zehn besonders gefährdeten Ländern zu finden. Für Monaco, Andorra und San Marino wird das niedrigste Katastrophenrisiko ausgewiesen.
Als die zehn vulnerabelsten Länder werden vor allem afrikanische Staaten wie die Zentralafrikanische Republik, Somalia, Tschad, Südsudan und die Demokratische Republik Kongo genannt, aber auch der Jemen. Sie sind laut Bericht bei Katastrophen besonders anfällig, etwa durch soziale und wirtschaftliche Faktoren, instabile Regierungen oder geringe finanzielle Mittel.
Die Autoren gehen auch auf die Kürzungen internationaler Mittel für die humanitäre Hilfe und Entwicklungsetats ein: Es zeige sich eine „wachsende Spannung zwischen internationaler Verantwortung und nationalen Prioritäten“ und eine „zunehmende Erosion internationaler Solidarität“. Besonders betroffen seien fragile Staaten, konfliktanfällige Regionen und kleinere Länder. Die Budgetkürzungen würden sich auch auf essenzielle Datenerhebungen auswirken. Das habe potenziell weitreichende Folgen für globale Risikoanalysen, Prävention und die strategische Ausrichtung humanitärer Hilfe.
Der Weltrisikobericht nimmt in diesem Jahr besonders die Gefahren durch Überschwemmungen in den Fokus. Demnach zählt Hochwasser zu den häufigsten und verheerendsten Naturereignissen. Zwischen 2000 und 2019 waren sie laut Bericht für 44 Prozent aller Katastrophen verantwortlich, betrafen über 1,6 Milliarden Menschen und verursachten weltweit wirtschaftliche Schäden in Höhe von mehr als 650 Milliarden US-Dollar.
Die Ursachen von Überschwemmungskatastrophen liegen den Angaben zufolge nicht nur in natürlichen Prozessen, sondern auch in menschengemachten Treibern wie Urbanisierung, Klimawandel und Landnutzung. Ein besonders hohes Risiko für Überschwemmungen findet sich demnach in Ländern in Süd- und Südostasien – etwa in Myanmar, Vietnam und den Philippinen. Hier treffen hohe Bevölkerungsdichte, exponierte Lagen und intensive Monsunzyklen aufeinander.
Die BEH-Geschäftsführerin Ilona Auer Frege und der geschäftsführende IFHV-Direktor Pierre Thielbörger betonten die Bedeutung von Prävention: Jeder Euro für Hochwasserschutz, Frühwarnsysteme oder widerstandsfähige Infrastruktur könne ein Vielfaches an Nothilfekosten einsparen. „Prävention rettet Leben und spart Kosten“, schreiben sie in dem Bericht. Sinnvoll seien etwa ökologische Rückhalteflächen, klimaangepasste Anbaumethoden und partizipative Notfallpläne.
Doch auch für Deutschland sieht der Bericht ein hohes Überschwemmungsrisiko. Das Land liegt in dem Bereich auf Platz 58. Die Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 habe deutlich gezeigt, „dass fehlende Vorbereitung, schwache Warnsysteme und institutionelle Fragmentierung selbst in einem hochentwickelten Land fatal sein können“.