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Welthungerhilfe: Humanitäre Lage in Gaza weiterhin katastrophal

Eine Woche nach Beginn der Waffenruhe bleibt die Lage in Gaza dramatisch. Die Welthungerhilfe warnt vor Hunger, Krankheiten und zerstörter Infrastruktur.

Welthungerhilfe: Lebensmittelknappheit in Gaza verschärft die Notlage
Welthungerhilfe: Lebensmittelknappheit in Gaza verschärft die NotlageImago / NurPhoto

Auch rund eine Woche nach Beginn des Waffenstillstandes zwischen Israel und der palästinensischen Terrororganisation Hamas ist die Lage im Gaza-Streifen nach Einschätzung der Welthungerhilfe katastrophal. Der Nothilfe-Experte Martin Förderer sagte im WDR5-Morgenecho, die instabile Waffenruhe mit israelischen Luftangriffen am Sonntag und der darauf erfolgte erneute Stopp von Hilfslieferungen vonseiten Israels erschwerten die humanitäre Arbeit für die Menschen im palästinensischen Gaza-Streifen in einer bereits verheerenden Lage enorm. Der Waffenstillstand habe für ein kurzes Aufatmen gesorgt. Doch habe sich am Wochenende mit israelischen Luftangriffen gezeigt, wie brüchig diese Ruhe sei.

Mehr Hilfslieferungen erreichen Gaza, doch sie reichen nicht aus

Über zwei Millionen Menschen seien im Gaza-Streifen auf humanitäre Hilfe angewiesen, sagte Förderer. Nach wie vor herrsche in Teilen des Gaza-Streifens eine Hungersnot. „Das heißt, hunderttausende Menschen sind real vom Hungertod bedroht.“ Zwar gelangten seit dem 10. Oktober wieder etwas mehr Hilfslieferungen in die Region, aber in der zurückliegenden Woche seien nur 560 Tonnen Lebensmittel pro Tag nach Gaza gelangt. Was viel klinge, entspreche lediglich etwa 22 Lastwagen-Ladungen. „Gebraucht würden aber ungefähr 600 pro Tag und das über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr bei allen geöffneten Grenzübergängen, um dieser humanitären Katastrophe überhaupt beikommen zu können.“

Hunderttausende Menschen lebten in Zelten oder in Notunterkünften. „Wassersysteme sind zusammengebrochen, Abwasser fließt offen durch die Straßen, das Risiko für Krankheiten steigt jeden Tag.“ In der Hoffnung auf friedlicher Zeiten hätten sich in der vergangenen Woche viele Menschen auf den Weg zurück vom Süden Richtung Gaza-Stadt gemacht. Das bisschen Hoffnung sei sofort wieder zerstört worden, sagte Förderer.

Infrastruktur in Gaza muss dringend stabilisiert werden

Der Welthungerhilfe-Experte mahnte eine Stabilisierung der Infrastruktur an. „Schutt muss weggeräumt werden, Wasserleitungen müssen wieder instandgesetzt werden, und dann braucht es vor allem Lebensmittel. Lebensmittel, viele Lebensmittel, um dieser Hungersnot beizukommen.“ Die Welthungerhilfe sei dabei, die Wasserversorgung wiederherzustellen, schilderte Förderer. Mit Tankwagen werde aufbereitetes Wasser aus Wasseraufbereitungsanlagen im Küstenbereich in die Camps und in die besonders betroffenen Viertel gebracht. Aber das sei nur möglich, solange es in den jeweiligen Gebieten keine Kampfhandlungen gebe.