Weltausstellung mit Open-Air-Gottesdienst beendet

Reformationsbotschafterin Margot Käßmann sieht ein Aufbruchssignal für die Kirche und richtet den Blick über Landergrenzen hinweg.

Margot Käßmann beim Gottesdienst, zu dem etwa 2.000 Besucher kamen
Margot Käßmann beim Gottesdienst, zu dem etwa 2.000 Besucher kamenJens Schlüter / epd

Wittenberg. Mit einem Open-Air-Gottesdienst auf dem Wittenberger Marktplatz ist am Sonntag die Weltausstellung zum Reformationsjubiläum in der Lutherstadt zu Ende gegangen. Nach Veranstalterangaben nahmen daran mehr als 2.000 Menschen teil. Die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, bezeichnete die Veranstaltungen in den vergangenen 16 Wochen als ein Aufbruchssignal für die Kirche. Die Weltausstellung zum Reformationsjubiläum habe der Kirche Ansätze für ihre Erneuerung gegeben und für viele Begegnungen gesorgt, so Käßmann. Angst vor Veränderungen müsse dabei niemand haben.
Mit Blick auf die zahlreichen Besucher aus dem Ausland zum Reformationsjubiläum sagte Käßmann, "2017 haben wir nicht deutsch-national gefeiert, sondern international". "In einer Zeit, in der so manche in Europa, den USA und andernorts Nationalismus aus der Mottenkiste der Geschichte holen wollen, sagen wir: Nein! Wir sind eine Kirche über nationale Grenzen hinweg", betonte die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende.

Mehr als eine halbe Million Besucher

Die Veranstalter der Weltausstellung hatten am Freitag von schätzungsweise mehr als einer halben Million Besuchern in den vergangenen knapp vier Monaten gesprochen. Der Ausstellungsparcours in den Wittenberger Wallanlagen war am 20. Mai eröffnet worden. Zu dem teils kostenlosen Angebot zählten Ausstellungszelte von mehr als 80 kirchlichen oder sozialen Institutionen, Diskussionsveranstaltungen sowie kulturelle Angebote.
In ihrer Predigt zog Käßmann Parallelen zwischen Jakob aus dem Alten Testament, dem Kirchenreformator Martin Luther (1483-1546) sowie der Weltausstellung in Wittenberg. Jakob sei auf der Flucht vor seinem Bruder Esau Gott begegnet. Luther habe Gott vor 500 Jahren als liebenden entdeckt und nicht als strafenden Gott, wie er im Mittelalter von der katholischen Kirche dargestellt wurde. Infolgedessen habe Luther die Kirche seiner Zeit und die Welt hinterfragt. Dieser Aufgabe hätten sich auch die Mitgestalter und Besucher auf der Wittenberger Freiluftausstellung angenommen.
"Das waren Begegnungen mit Menschen. Aber es waren auch Gottesbegegnungen", sagte Käßmann weiter. Wittenberg habe Räume eröffnet für Fragen, für neues Denken, für Spiritualität, Schweigen, Gottesdienst und Debatte. "Wer das miterlebt hat, war begeistert. Und ja, wir hätten uns gewünscht, dass noch viel mehr Menschen das miterlebt hätten", fügte die EKD-Reformationsbotschafterin hinzu. Am 31. Oktober jährt sich der historische Thesenanschlag Martin Luthers an der Wittenberger Schlosskirche zum 500. Mal. (epd)