Wegen Terrordrohung: Berliner Moschee bleibt lange geschlossen
Weil sie queeren Muslim*innen beratend zur Seite steht, muss die Berliner Ibn Rushd-Goethe Moschee schließen – wegen einer Terrordrohung. Wie es weiter geht, ist ungewiss.
Die liberale Ibn Rushd-Goethe Moschee in Berlin bleibt wegen einer konkreten Terrordrohung im kommenden Jahr geschlossen. „Uns erreichte die Nachricht, dass IS-Terroristen einen Anschlag auf unsere Moschee vorbereiteten“, heißt es in einer Presseerklärung der Moschee, die in ihren Räumen seit 2017 Seelsorge für queere Musliminnen und Muslime angeboten hatte. Alle Angebote, die in Person stattfinden, seien abgesagt. Das betreffe etwa die Freitagsgebete und die Beratung. Vorträge und Diskussionen sollen den Angaben zufolge online stattfinden.
„Bilder unserer Moschee zirkulierten in Chat Gruppen und in anderen Medien der Terroristen“, schreibt die Anlaufstelle. Die Sicherheit könne nicht mehr gewährleistet werden. Wie es weiter gehen kann, möchten die Verantwortlichen in den kommenden Wochen überlegen.
Von der Politik allein gelassen
„Wir fühlen uns von der Politik im Stich gelassen, die es versäumt hat, uns in die Islampolitik einzubeziehen, um auch progressiven Musliminnen und Muslimen eine Stimme zu verleihen“, heißt es in der Mitteilung weiter. Die Notwendigkeit, den politischen Islam zu bekämpfen sei nie wirklich ernst genommen worden.
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Im Zuge der Bildungsarbeit an deutschen Schulen hätten die Kolleginnen und Kollegen beobachtet, wie immer mehr muslimische Kinder und Jugendliche ihre Abneigung gegenüber Demokratie und Menschenrechten offen zeigten. Die Entscheidung von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), den „Expertenkreis Politischer Islamismus“ aufzulösen, war aus Sicht der Moschee ein großer Fehler. Ihre Forderung: den Expertenkreis wieder einsetzen und über weitere Expertenkreise nachdenken.
Gemeinde will nicht aufgeben
Gleichzeitig will sich die Gemeinde dem Hass nicht beugen: „All jenen, die sich bereits über die eventuelle komplette Schließung der Moschee freuen und hoffen, dass dies das Ende unserer Arbeit bedeutet, sei gesagt, dass wir unsere Bildungsarbeit fortsetzen werden.“ Unter einem anderen Dach würden Angebote entstehen. Dafür wird nun nach Spenden gesucht: „Wir wünschen uns ein eigenes Gebäude, eine Art Bunker, indem wir unsere offene Arbeit in Sicherheit weiterführen können.“ Die Moschee trage sich zum großen Teil durch Spenden.
Die Ibn Rushd-Goethe Moschee beschreibt sich selbst als erste liberale Moschee in Deutschland. Zu den Gesellschafterinnen zählt die Rechtsanwältin, Autorin und Frauenrechtlerin, Seyran Ates. Die dort ansässige Anlaufstelle für Islam & Diversity (AID) gilt als Leuchtturmprojekt für sexuelle Vielfalt im Islam. Sie bietet Unterstützung für queere Musliminnen und Muslime an, die wegen ihrer sexuellen Identität vor Herausforderungen gestellt sind – etwa durch eigene Zweifel oder die befürchtete Ablehnung im persönlichen Umfeld.
Spendenkonto:
Ibn Rushd – Goethe Moschee gGmbh
IBAN: DE85 1005 0000 0190 6299 08
BIC: BELADEBEXXX
Berliner Sparkasse