Wegen Gazakrieg: Bethlehem feiert stille Weihnachten

Über der Geburtsstadt Jesu stand in der heiligen Nacht ein heller Stern, erzählt die Weihnachtsgeschichte. In diesem Jahr liegt über Bethlehem die Trauer um die Kriegstoten. Gefeiert wird ohne Pilger und Ausgelassenheit.

Mit dem Einzug des katholischen Oberhaupts im Heiligen Land haben am frühen Sonntagnachmittag in Bethlehem im Westjordanland die christlichen Zeremonien zum Weihnachtsfest begonnen. Angeführt von rund 50 Pfadfindern begab sich der Lateinischen Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, zu Fuß durch die Straßen der Stadt zur Geburtskirche. Statt Musikinstrumenten und Trommeln führten die Jugendlichen Transparente mit Aufschriften wie „Frieden für Gaza“ oder „Selig sind die Friedensstifter“ mit.

Um 23.30 Uhr (Ortszeit) wird der Patriarch in der Katharinenkirche die Christmette in Erinnerung an die Geburt Jesu Christi vor rund 2.000 Jahren feiern. Dazu wurde wie üblich auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas eingeladen. Wegen des Kriegs im Gazastreifen finden die Gottesdienste und Weihnachtsfeiern diesmal in schlichter und stiller Form statt.

Die Stadt Bethlehem verzichtet auf Festbeleuchtung, auf einen Weihnachtsbaum und laute Musik. Am Rand des Vorplatzes ist eine Krippenszene mit schwarzen Figuren aufgebaut, die einer Kriegs- und Fluchtszene in Gaza nachempfunden ist, wie Bewohner erklärten. An der Fassade des Bürgermeisteramtes hängt ein großes Transparent mit der Aufschrift: „Palästina gab Jesus der Welt. Gib Palästina Freiheit und Gerechtigkeit“.

Bei einer kurzen Kundgebung vor der Ankunft Pizzaballas forderte Bürgermeister Hanna Hanania Frieden und Solidarität der Weltgemeinschaft mit Bethlehem. Dies sei ein Jahr der Trauer wegen des Krieges in Gaza. Wie zu Zeiten des Königs Herodes würden auch heute unschuldige Kinder ermordet. „Wenn Jesus heute geboren würde, würde er in den Trümmern von Gaza geboren.“

Anders als im Vorjahr sind in diesem Jahr zu Weihnachten die Menschen von Bethlehem weitgehend unter sich. Auf dem Krippenplatz bildeten am Nachmittag Polizisten und Journalisten die überwältigende Mehrheit der Besucher. Wegen der weltweiten Reisewarnungen sind diesmal kaum ausländische Pilger und Besucher nach in Bethlehem gekommen. Zudem ist seit dem 7. Oktober der Zugang von Jerusalem in die 10 Kilometer entfernte Kleinstadt praktisch abgeriegelt. Die soziale Situation in der Stadt ist infolge der hohen Arbeitslosigkeit sehr angespannt.

Wegen des Krieges beschränken sich die Weihnachtsfeiern im ganzen Heiligen Land diesmal auf liturgische Gottesdienste. Feiern im Freien wurden abgesagt. Allerdings lehnten die Kirchenführer weitergehende Forderungen ab, dass Weihnachten wegen der Trauer um Gaza komplett abgesagt werden sollte. Nach den Lateinischen Katholiken feiern die Orthodoxen ihr Weihnachtsfest nach dem alten julianischen Kalender am 7. Januar, die Armenier zwei Wochen später.

Die in normalen Zeiten umlagerten Geschäfte mit Souvenirs und Holzschnitzarbeiten sind geschlossen. Einige Straßen weiter herrscht im Suk weitgehend normales Leben; auch in Bethlehem sind Christen mit knapp 30 Prozent inzwischen in der Minderheit.