Für Klaus Fleischer war die Tropenmedizin auch ein Mittel gegen das Wegschauen. Jetzt ist er gestorben. Für Weggefährten ist klar: Sein Geist lebt weiter.
Der frühere Chefarzt der Tropenmedizinischen Abteilung an der Missionsärztlichen Klinik in Würzburg ist tot. Klaus Fleischer starb am 9. Juli im Alter von 85 Jahren, wie das christliche Medmissio-Institut am Freitag in München bekanntgab. Fleischer leitete die Abteilung demnach von 1972 bis 2004 und prägte nicht nur die medizinische Ausrichtung von Medmissio, damals noch als “Missionsärztliches Institut” bekannt, sondern auch den Geist der Einrichtung. “Noch lange nach seinem offiziellen Ruhestand blieb er dem Institut als Mentor, Mahner und Mitdenker verbunden”, heißt es im Nachruf.
Laut Mitteilung legte der 1939 geborene Fleischer Anfang 1965 den sogenannten Missionseid vor dem damaligen Würzburger Bischof Joseph Stangl ab und verpflichtete sich damit, zehn Jahre seines Lebens in den Dienst des Missionsärztlichen Instituts zu stellen. Sein Engagement habe ihn nach Nigeria geführt und zurück nach Würzburg, wo er die tropenmedizinische Abteilung aufgebaut habe, die für Generationen von Ärzten prägend geworden sei. “Der Dienst für Missionare, Entwicklungshelfer und Fachkräfte aus dem Globalen Süden wurde seine Berufung, seine Art, der Welt etwas zurückzugeben”, heißt es.
Die Tropenmedizin sei für ihn mehr als Diagnose und Therapie gewesen, nämlich “Ausdruck von Solidarität und ein Spiegel der globalen Ungleichheit. Seine Arbeit war eine Form des Protests gegen das Vergessen, gegen das Wegschauen.” Gemeinsam mit seiner Ehefrau Luitgard habe Fleischer sich für faire Medikamentenpreise eingesetzt sowie für eine gerechte Gesundheitspolitik, die nicht Profite, sondern den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Wer Gesundheit vernachlässige, gefährde Menschenleben, sei seine Überzeugung gewesen, “Gesundheit ist ein Menschenrecht” sein Leitsatz.
Fleischer hinterlasse eine Lücke in der Gemeinschaft von Medmissio wie in der Tropenmedizin, so die Mitteilung. Aber sein Geist lebe weiter: “In den Strukturen, die er aufgebaut hat. In den Ideen, die er gepflanzt hat. Und in den Menschen, die durch ihn inspiriert wurden.”
Medmissio engagiert sich nach eigenen Angaben seit mehr als 100 Jahren für eine ganzheitliche und nachhaltige Gesundheitsarbeit auf der Welt. Dazu gehöre die Schulung von medizinischem Fachpersonal und die Forschung zu Tropenkrankheiten und auch zu Aids. Das Institut versteht sich zudem als politischer Anwalt für die weltweite Gesundheitsarbeit.