WDR-Chefredakteur: Stärker auf Kooperationen mit Zeitungen setzen
Der Chefredakteur des Westdeutschen Rundfunks (WDR), Stefan Brandenburg, hat sich für eine stärkere Zusammenarbeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mit Regionalzeitungen ausgesprochen. Vor den Länderberatungen zur Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks schrieb Brandenburg in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Mittwoch): „Viele Chancen für Kooperation sind ungenutzt. Die Newsrooms in den Rundfunkanstalten und die Zeitungsredaktionen in den Ländern sollten neue Wege ausprobieren.“ Beide, Zeitungen und der öffentlich-rechtliche Rundfunk, erfüllten eine Aufgabe: „Sie sollten es stärker gemeinsam tun.“
Brandenburg kritisierte indes Pläne der Medienpolitik, die Tätigkeiten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Internet weiter zu beschränken: „Das von der Medienpolitik geforderte Textverbot wird den öffentlich-rechtlichen Rundfunk digital in die Kreisliga absteigen lassen“, schrieb Brandenburg. Nach den Plänen der Rundfunkkommission soll das Verbot der Presseähnlichkeit in Zukunft noch restriktiver formuliert werden. Alle von ARD, ZDF und Deutschlandradio veröffentlichten Texte müssen demnach einen Sendungsbezug haben und sich auf aktuelle Geschehnisse beziehen.
Brandenburg schrieb: „Presseähnlich? Sendungsbegleitend? Schon die Begriffe wirken aus der Zeit gefallen.“ Ein Millionenpublikum nutze die Angebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und vertraue ihnen. „Ausgerechnet auf entscheidenden Feldern werden wir von der Politik ausgebremst – und dem Publikum wird eine öffentlich finanzierte Leistung vorenthalten, auf die es Anspruch hat“, kritisierte Brandenburg.
Demgegenüber stellte der Chefredakteur der „Saarbrücker Zeitung“, Peter Stefan Herbst, in einem weiteren Gastbeitrag heraus, dass es von „entscheidender Bedeutung“ sei, dass der Gesetzgeber eine Balance finde zwischen den Interessen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und den privatwirtschaftlichen Medienunternehmen. Denn seit Jahren werde „ein Teil der Rundfunkgebühren für presseähnliche Angebote im Netz zweckentfremdet“. Private Medienunternehmen seien hingegen auf Werbeeinnahmen und Abonnements angewiesen. „Es ist daher entscheidend, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk seine Aufgaben erfüllt, ohne dabei mit textlastigen Angeboten im Netz in die direkte Konkurrenz zu kommerziellen Anbietern zu treten“, schrieb Herbst.
In dieser Woche berät die Ministerpräsidentenkonferenz über die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Nach den Plänen der Rundfunkkommission der Bundesländer sollen mindestens 16 ARD-Hörfunkkanäle und knapp die Hälfte der 10 Fernseh-Spartensender von ARD und ZDF wegfallen. Das geht aus dem Entwurf für einen Reformstaatsvertrag hervor, dem alle 16 Landesparlamente zustimmen müssen.