Was Kunst über Jahrhunderte verbindet

So könnte das goldene Vlies, Traumobjekt vieler Schatzsucher seit der Antike, ausgesehen haben: Ein Wandbehang aus hunderten goldfarbenen Flaschenverschlüssen des aus Ghana stammenden Bildhauers El Anatsuni hängt im höchsten Raum des renovierten Museums Kunstpalast in Düsseldorf. Unmittelbar daneben die „Himmelfahrt Mariens“ von Peter Paul Rubens. Eine elegante Wendeltreppe mit goldfarbenem Geländer führt von da zu den höher gelegenen Ausstellungsräumen.

Nach dreijähriger Renovierung und Runderneuerung präsentiert der Kunstpalast ab dem 21. November seine Sammlung nach einem neuen Konzept. Auf 5.500 Quadratmetern sind 800 Gemälde, Skulpturen, Fotografien und Designstücke der insgesamt 130.000 Werke umfassenden Sammlung zu sehen. Dabei zeigen die Räume die Kunstobjekte aus 1.000 Jahren in thematischem Zusammenhang. „Die Kunst der Jahrhunderte hat in ihren Themen viel mehr Verbindendes als Trennendes. Das stellen wir hier in den Mittelpunkt“, sagte der Direktor des Kunstpalasts, Felix Krämer, am Donnerstag.

Der neue Kunstpalast soll nach seinen Worten nicht allein für Kunstkennerinnen und Schöngeister anziehend sein, sondern auch für Kinder, für Neulinge, die sich erstmals mit Kunst beschäftigen – und für Passantinnen und Passanten, die auf dem Gelände ein Bier oder Kaffee trinken möchten. Mit der nachgebauten 1960er-Jahre Bar „Creamcheese“, die als Stammkneipe der Künstler um Josef Beuys und der Gruppe Zero galt, wurde ein Lokal geschaffen, das auch außerhalb der Öffnungszeiten des Museums zugänglich sein und ein neuer Treffpunkt nahe des Rheins und der Altstadt werden soll.

Ein großes verbindendes Thema der Kunst ist die Religion. So ist ihr gleich der erste Raum des Rundgangs gewidmet. „Eine mittelalterliche Marienstatue hat mit einer asiatischen Buddha-Figur viel gemeinsam“, sagt Felix Krämer. Während die Bildhauer – und wenigen Bildhauerinnen – in Europa ihren Stil und Blick auf Heilige aber im Lauf der Jahrhunderte gewandelt hätten, habe die asiatische Kunst ihre Stile weit weniger variiert, stellt der Museumsdirektor fest. Solche Aspekte macht das erneuerte Museum in Düsseldorf deutlich und erläutert sie in verständlich geschriebenen Bild- und Wandtexten. Die Räume sind in unterschiedlichen, satten, starken Farben gestaltet.

Düsseldorf wird seit dem 19. Jahrhundert als Kunststadt bezeichnet und hat etliche Gruppierungen von Künstlerinnen und Künstlern hervorgebracht: im 19. Jahrhundert war das die einflussreiche „Düsseldorfer Malerschule“ mit ihrer Landschafts- und Figurenmalerei. Im 20. Jahrhundert war zunächst das „Junge Rheinland“ prägend, das im Stil des Expressionismus einen neuen Blick auf Menschen gerade auch unterer Gesellschaftsschichten wagte. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete hier Gerhard Richter, der inzwischen als einer der bedeutendsten deutschen Maler gilt. Josef Beuys, Katharina Sieverding sowie Günther Uecker und Heinz Mack entwickelten jeweils einen eigenen Stil von den 1950er Jahren an.

In den 80ern wurde von Bernd und Hilla Becher die künstlerische Fotografie begründet, die ebenfalls Weltstars wie Andreas Gursky oder Candida Höfer hervorbrachte. Sie alle sind im Kunstpalast vertreten. „Aber wir wollen keine Stars zeigen, sondern deren Werke in neuen Zusammenhang bringen“, betont Kuratorin Felicity Korn. So hängt Andreas Gurskys Bild „Madonna“, auf dem die Sängerin fast verschwindet in der Menge Tausender Konzertbesucher, neben einer Sammlung von Designobjekten wie einem Motorrad oder einem Sessel aus Beton.

Der Düsseldorfer Architekt Joachim Sieber hat den Umbau gestaltet. „Es ging darum, den Kunstpalast mehr als bisher zu dem aus den 1920er Jahren stammenden Ensemble Ehrenhof zu öffnen“, erläutert Sieber. Dabei entstand auch ein mit Ziegelstein-Säulen rustikal gestalteter Gesellschaftsraum, der gemietet werden kann.

Für das Publikum ist der erneuerte Kunstpalast erstmals am Dienstag, 21. November, bei freiem Eintritt geöffnet. Auch in der ganzen folgenden Woche ist der Eintritt frei. Für den 25. November ist zudem ein Fest geplant.