Artikel teilen:

Was kommt auf den Gabentisch?

Man kann viel über Weihnachtsgeschenke und die Kunst des Gebens sprechen und nachdenken – aber wie sieht es in der Realität aus? Die Mitglieder der UK-Redaktion verraten, was ihre Lieben in diesem Jahr von ihnen erwarten dürfen

In der UK-Redaktion haben wir viel über Schenken diskutiert. Dann wurde es praktisch: Was bekommen denn die Kinder der Kollegin? Womit will der Kollege seine Frau überraschen? Wer schenkt wem was? Lesen Sie, welche Geschenke in den Familien der UK-Redaktion auf den Gabentisch kommen.

Gedichte – selbst gelesen: Schritt eins ist getan: Die Texte sind ausgesucht. Jetzt muss ich sie „nur“ noch einsprechen. Nicht einfach für jemanden wie mich, deren Profession das geschriebene, nicht das gesprochene Wort ist. Aber meine Tochter hat sich das von mir zu Weihnachten gewünscht. So werde ich mich also in den nächsten Tagen ans Werk machen. Genauso wie vor vielen Jahren, als ich ihr eine Kassette mit Kindergeschichten besprochen habe, die sie mit Vorliebe zum Einschlafen gehört hat. Nun ist sie erwachsen, wohnt mehr als 300 Kilometer entfernt und mag offenbar immer noch den vertrauten Klang der mütterlichen Stimme. Dieses Mal habe ich Gedichte für sie ausgesucht, einen Querschnitt aus 500 Jahren deutschsprachiger Lyrik. Ich hoffe, dass ich ihr damit eine Freude machen kann. Das Tolle an der Sache: An Technik brauche ich heute nur noch mein Smartphone. hei

Zeit/eine Reise: Über viele Jahre hinweg hat meine Mutter immer wieder von einer Wanderung in Südtirol geschwärmt, die sie sooo gerne noch einmal machen möchte. Da wir wissen, dass sie gerne Zeit mit uns verbringt, haben wir ihr im vergangenen Jahr eine Woche Südtirol mit uns geschenkt. Darin enthalten: ihre Lieblingswanderung. Auch in diesem Jahr kommt eine Kurzreise auf den Gabentisch. Mehr kann nicht verraten werden, da sie UK-Leserin ist. Bei so einem Reise-Geschenk geht es weniger um das Geld, das diese Reise kostet. Sondern vor allem darum, Zeit miteinander zu verbringen, Erinnerungen zu schaffen und ihr unsere Dankbarkeit zu zeigen, weil sie eine wunderbare Mutter und Schwiegermutter ist. kil

Im Vorübergehen: Es ist schon ein paar Wochen her, dass Mutter und Sohn Nummer drei einen Einkaufsbummel durch Bonn unternahmen. Dabei schnappte mein Sohn auf dem Weg vorbei an der Haushaltswarenabteilung eine beiläufig gemachte Bemerkung meiner Frau auf: „Ja, so ‘ne Crepes-Pfanne, das ist schon was Feines.“ „Och“, hatte er im Weitergehen entgegnet, „steht doch nachher nur wieder ungenutzt ‘rum und nimmt Platz weg“.
Dabei war‘s geblieben. Vorerst. Denn unversehens geboren war die Geschenkidee. Diese Woche soll das Paket kommen. Und es wird keine Pfanne zum Inhalt haben, sondern gleich eine ganze Heizplatte mit eigenem Schubfach darunter für das Zubehör. „Crepe maker“ heißt das Ding. Und ich weiß jetzt schon, dass es ein großes Vergnügen sein wird – nicht nur  in der Weihnachtszeit –, der Beschenkten die hoffentlich immer gut mundenden Backergebnisse zu servieren. uhe

Perle für Perle: Ich war nie eine große Bastlerin. Ausschneiden? Ein Graus. Selbst gemalte Bilder? Kann man vergessen. Ich verschenkte Bücher.
Doch dieses Jahr ist es anders. Während einer Reha im letzten Monat landete ich ganz spontan in der Kreativwerkstatt, die den Patienten Hilfe beim kreativen Gestalten anbot. Eine unzählige Vielfalt an Perlen in allen Größen und Formen ermöglichte die Fabrikation von bildschönen Halsketten.
Schnell war mir das Potenzial meines neu entdeckten Talents für die diesjährige Weihnachtszeit klar. Und nun bin ich schon sehr gespannt, wie meine Erzeugnisse bei den Beschenkten ankommen. str

Präzision: Ich verschenke gern. Mein Problem oft: Ich weiß nicht, was. Gerade, wenn der Kalender den Anlass vorgibt – Geburtstag, Hochzeitstag oder eben Weihnachten –, herrscht bei mir mit entnervender Regelmäßigkeit eine echte Denkblockade. Klar, es gibt so Standardgeschenke. CDs. Bücher. Parfüm. Socken (schenkt man heute noch Socken?). Aber die signalisieren dem oder der Beschenkten natürlich auch sofort: „Äh, Notbehelf; eigentlich weiß ich gar nicht so recht, was ich dir schenken soll.“
Dieses Jahr aber ist alles gut: Ich kann etwas schenken, von dem ich weiß, dass es der Beschenkten eine große Freude sein wird: eine tolle Armbanduhr. Präzise. Robust. Schick. (Die Reihenfolge ist mir wichtig.) Und sie (die Uhr, nicht die Beschenkte) wird auch noch vom Sonnenlicht angetrieben. Das ist für mich ein perfektes Geschenk! gmh

Süße Künste: Die große Tochter ist eine Künstlerin. Jedenfalls wenn es ums Backen geht. Stundenlang kann sie in der Küche stehen und mit Hingabe und höchster Präzision Marzipan-Figürchen kneten oder Zuckerguss-Muster auf Cupcakes tupfen. Das Ergebnis ist bemerkenswert und würde jeder Konditorei zur Zierde gereichen. Für den Geschmack gilt das Gleiche.
Die Adventszeit ist natürlich Hochzeit der Produktion – was eignet sich besser als Weihnachtsgeschenk als selbstgemachte Pralinen? Allerlei Tütchen und Tiegelchen mit geheimnisvollen Zutaten tauchen auf, und an manchen Tagen wird die Küche zu verbotenem Terrain erklärt. Es klappert und raschelt, es duftet, und im Kühlschrank stapeln sich die fertigen Kunstwerke. Ehrlich gesagt: Ich selber hätte niemals die Geduld zu solcher Feinarbeit. Muss ich ja auch nicht. Ich kann mich ja beschenken lassen. leg