„Was ist ein Soldat wert?“

Ein Soldat sollte wissen, warum es ihn gibt, wofür er da ist, wofür er kämpft. Manche nennen das den „inneren Kompass“.

Gottesdienst am „Tag der Werte“ der Bundeswehr. Während die Soldaten bei der Andacht sind, marschieren die Russen in die Ukraine ein
Gottesdienst am „Tag der Werte“ der Bundeswehr. Während die Soldaten bei der Andacht sind, marschieren die Russen in die Ukraine einMilitärseelsorge

Ich denke, in diesen Tagen lernt Otto-Normal-Bürger auch, warum es Soldaten gibt. Der Krieg vor unserer Haustür in der Ukraine zeigt uns das auf brutale Weise. Der verlogene russische Diktator Putin hat die gute russische Seele vergiftet und schickt seine manipulierten Schergen in den Krieg. Viele Russen unterstützen das. Nicht alle, aber viele. Sie sind durch jahrelange Lügenpropaganda des Putin-Regimes verblendet. Oder nicht? Geschichte wiederholt sich, seit Menschengedenken. Manchmal früher oder später, nur immer moderner, auf dem Stand der Zeit.

Die Ohnmacht treibt Menschenmassen bei uns auf die Straße. Glocken läuten. Kirchen werden auf einmal wieder voll. Menschen beten für den Frieden. In der Ukraine verteidigen die Menschen ihr Land, ihr Leben, ihre Werte. Unsere Werte! Sie bluten für uns, und wir gucken zu. Ängstlich und ohnmächtig.

Schwer zu ertragen

Ohnmacht ist schwer zu ertragen. Wir wollen was tun. Also beten wir, schicken Hilfsgüter, wollen helfen. Wir wollen Solidarität und Menschlichkeit zeigen. Wir kümmern uns um die Flüchtlinge, sammeln Spenden, schicken Waffen, verhängen Sanktionen. Und wir sehen ukrainische Menschen weinen, frieren, bald hungern, sterben. Im Fernsehen oder über das Internet sehen wir Kolonnen von russischen Militärfahrzeugen, die sich durchs Land bewegen, zerschossene Häuser, gesprengte Panzer, Menschen in Kellern und U-Bahnschächten. Das meiste sehen wir nicht.

Können Kirchen vermitteln? Nein. Scheinbar nicht. Es gibt sogar Kirchenobere der orthodoxen Kirchen, die sich „Tod und Teufel“ an den Hals wünschen, weil die anderen „Kräfte des Bösen“ seien. Es herrscht Krieg. Die Menschenwürde wird mit Füßen getreten. Die Nächstenliebe geht vor die Hunde.

Werte im Herzen

Überall macht sich eine Verwahrlosung von Werten breit, die ein gutes und lebenswertes Miteinander ermöglichen. Nach welchen Werten leben wir eigentlich? Am 23. Februar haben sich die Soldatinnen und Soldaten, Menschen in Uniform, am „Tag der Werte“ mit den Werten beschäftigt, die sie tragen, für die sie einstehen. Am Ende dieses „Wertetages“ wurde Gottesdienst gefeiert.

Darin ging es unter anderem darum, was ein Mensch eigentlich wert ist. Wonach richtet sich der Wert eines Menschen in unserer Gesellschaft? Nach dem Alter, nach seiner Gesundheit, seiner Leistungsfähigkeit, dem Bankkonto, seinem Beruf, seiner Bildung, seinem Dienstgrad? Danach, ob er weiblich oder männlich oder anders ist? Und, was ist für mich als Einzelnem, als Individuum, eigentlich wertvoll? Abgesehen von den materiellen Werten, welche Werte liegen mir am Herzen? Welche Werte vertrete ich, nach welchen Werten orientiere ich mein Leben?

Im Leben entwickelt

Deine Werte sind vielleicht nicht meine Werte. Wir haben unsere Werte gelernt, anerzogen bekommen, oder wir haben sie im Leben erlebt oder durch unser Leben für uns entwickelt. Durch Schule, Familie, Sippe, Tradition haben wir vermittelt bekommen, was unsere Werte sein sollen. Unsere Umwelt, da, wo und wie wir leben, machen unsere Werte aus. In Afrika ist ein Stück Brot oder ein Schluck Wasser lebenswichtig, wertvoll. Hier landet Brot oft im Müll, und Wasser wird verschüttet.

Individuelle Werte sind unterschiedlich. Sie unterscheiden sich von Mensch zu Mensch, auch von Gesellschaft zu Gesellschaft. Für den einen ist etwas wertvoll – für den anderen ist das Gleiche wertlos. Was bedeuten denn Werte wie Menschenleben, Kinder, Flüchtlinge, Bibel/Koran, Familienehre in den unterschiedlichen Gesellschaften unserer Erde?

Dazu sind meine Werte immer wieder auch Veränderungen, einem Wandel unterworfen. Gewollt aufgrund eigener Lebenserfahrungen oder ungewollt aus Zwang, eigener Dummheit oder durch Manipulation. Was aber feststeht und wertvoll bleibt, ist der Wert unseres Grundgesetzes, der Grundrechte, die uns unser Leben hier und heute in einem friedlichen Miteinander ermöglichen und wertvoll machen.

Tugend und Treue

Es sind neben soldatischen Werten und Tugenden wie Kameradschaft, Treue und gegenseitige Loyalität besonders die Werte der Grundrechte, die die Soldatinnen und Soldaten hier bei uns in Deutschland nicht als einfache Schachfiguren in einem globalen Machtspiel, sondern als mündige Bürger, als Menschen in Uniform, vertreten und auch mit ihrem Leben verteidigen.

Frieden, Würde, Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Demokratie, Wahrheit, Verantwortungsbewusstsein, Heimat, dazu Gottvertrauen und Barmherzigkeit sowie der hohe Wert, ein eigenes Gewissen zu haben, es gebrauchen und danach entscheiden zu dürfen: Diese für uns lebenswichtigen Werte einer zivilisierten menschlichen Gesellschaft dürfen wir uns nicht kaputt machen lassen. Wir müssen sie immer wieder und durch alle Zeiten hindurch verteidigen. Als Menschen der uns geschenkten und von anderen erkämpften „freien Welt“, ohne und mit Uniform.

Gott mache uns zum Werkzeug seines Friedens. Möge Gott dieser Welt Frieden schenken!