Was Hausbesitzer mit Blick auf den Klimawandel bedenken sollten
Zum dritten Mal hat das Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen in Bonn eine Studie zur Katastrophenvorsorge veröffentlicht. Dabei nehmen die Forscher in jedem Jahr unterschiedliche Probleme und mögliche Lösungen in den Blick. In der aktuellen Auflage des Reports „Interconnected Disaster Risks“ geht es unter anderem um die Frage, wie sich Hausbesitzer gegen die Folgen von Hochwasser und Starkregen wappnen können. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erklärt die stellvertretende Institutsdirektorin und Hauptautorin Zita Sebesvari, warum es wichtig ist, sich mit diesem Thema rechtzeitig auseinanderzusetzen.
KNA: Frau Sebesvari, in vielen Ländern haben Hausbesitzer die Möglichkeit, sich gegen Folgen von Flut oder Starkregen abzusichern. In der aktuellen Auflage der Studie „Interconnected Disaster Risks“ warnen Sie davor, dass das System kippen könnte. Warum?
Sebesvari: Versicherungen funktionieren gut, wenn viele Menschen in sie einzahlen, im Schadensfall aber nur eine bestimmte Anzahl von Versicherungsnehmern betroffen ist. Der Klimawandel, aber auch unsere Vorliebe, Häuser beispielsweise in die Nähe von Flüssen zu bauen, bringen es mit sich, dass die Risiken von Überflutungen oder Starkregenereignissen steigen. Dadurch wiederum werden Policen entweder teurer oder der Selbstbehalt steigt. Das ist der Anteil, den der Versicherte im Schadensfall selbst übernehmen muss. Im allerschlimmsten Fall können solche Versicherungen gar nicht mehr angeboten werden. Für Australien gehen wir davon aus, dass ungefähr eine halbe Million Haushalte wegen des gestiegenen Hochwasserrisikos nicht mehr versichert werden können.
KNA: Wie schaut es in Deutschland aus?
Sebesvari: Was die sogenannten Elementarschadenversicherungen betrifft, ist Deutschland in Zonen unterteilt. Aktuell liegen wir bei etwa einem Prozent der Immobilien, die überhaupt nicht versichert werden können. Dieser Anteil könnte in Zukunft weiter steigen. Das Problem liegt hierzulande aber woanders.
KNA: Nämlich wo?
Sebesvari: Nur etwa jeder zweite Hausbesitzer hat eine solche Versicherung abgeschlossen. Das ist seltsamerweise ein blinder Fleck in Deutschland. Deswegen muss häufig der Staat einspringen.
KNA: Eine Pflicht zur Elementarschadenversicherung könnte das Problem vielleicht lösen.
Sebesvari: Das hat man diskutiert, aber nicht weiter verfolgt. In der Schweiz gibt es eine solche Pflicht. Andere Länder wie Spanien setzen auf Kooperationen zwischen öffentlicher Hand und der Privatwirtschaft, also Public Private Partnerships. Wir beobachten grundsätzlich ein großes Interesse daran, Versicherungen in welcher Form auch immer, als Baustein der Risikominimierung beizubehalten – neben der Tatsache, dass wir selbstverständlich insgesamt entschlossener gegen den Klimawandel vorgehen müssen.
KNA: Stichwort „Risikominimierung“ – wie kann ich selbst dazu beitragen, die Folgen von Starkregen oder Überflutungen auf mein Haus überschaubar zu halten?
Sebesvari: Das beginnt schon vor dem möglichen Kauf einer Immobilie. Durch den Klimawandel werden künftig Wohnlagen betroffen sein, die bis vor kurzem als nicht gefährdet galten. Das ist immer noch einer der größten Fehler, die wir machen: Wir gehen von der Vergangenheit aus und ziehen Schlüsse für die Zukunft.
KNA: Was heißt das für potenzielle Hauskäufer?
Sebesvari: Sie sollten zum Beispiel klären, ob sich das Haus in einem Hochwasserrisikogebiet befindet. In Deutschland stellen die Städte entsprechende Karten zur Verfügung.
KNA: Ein Tipp für alle, die bereits ein Haus besitzen?
Sebesvari: Der Einbau von Rückstauklappen kann nie schaden. Sie verhindern, dass bei Starkregen die Keller mit Abwasser überflutet werden. Und dann empfehle ich natürlich den Abschluss einer Elementarschadenversicherung.