Was glaubt eigentlich Ron DeSantis?

Floridas Gouverneur hat seinen Hut für das Rennen um das Weiße Haus in den Ring geworfen. Ron DeSantis positioniert sich als konservativer Christ. Aber das Bild bleibt diffus.

Ron DeSantis spricht im August 2019 in einer Kirche in Orlando
Ron DeSantis spricht im August 2019 in einer Kirche in OrlandoImago / Zuma Wire

Ron DeSantis spricht gern über Gott. Doch während es ganze Galerien von Fotos gibt, die Joe und Jill Biden beim Besuch ihrer katholischen Heimatgemeinde in Wilmington im Bundesstaat Delaware zeigen, ist die Glaubenspraxis des jüngsten Mitbewerbers um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner unklar.

Das Jesuiten-Magazin „America“ versuchte ihr eigens auf den Grund zu gehen – und kam nicht weiter. Es überschrieb seine Geschichte mit „Der mysteriöse katholische Glauben von Ron DeSantis“. Selbst das erzkonservative „Crisis Magazine“ räumt ein, nicht zu wissen, in welche Pfarrei er geht oder wie er seinen Glauben lebt. Woher der Autor seine Überzeugung nimmt, dass der Kandidat praktizierender Katholik sei, verrät er nicht. Als einzigen Beleg verweist er auf die Taufe von DeSantis‘ Sohn am Tag der Amtseinführung als Gouverneur von Florida 2019.

Taufwasser aus dem See Genezareth

Diese Geschichte erzählte DeSantis gerade erst wieder bei der International Christian Media Convention der Organisation National Religious Broadcasters in Orlando. Sein erster Job als Gouverneur habe darin bestanden, „unseren Sohn Mason zu taufen“. Seine Frau Casey und er hätten dafür Wasser aus dem See Genezareth bereitgehalten, das ihnen jemand aus Israel geschickt habe. Dieses Wasser habe eine selbst aus dem Heiligen Land mitgebrachte Flasche ersetzt, die bei einem Hausputz verloren gegangen sei.

Die wenigen bekannten Fakten über DeSantis‘ Katholizismus reichen in seine frühe Jugend in Dunedin/Florida zurück. Er stammt aus einer Familie italienischer Einwanderer. Seine Mutter Karen arbeitete als Krankenschwester, sein Vater Ronald als Installateur von Kabelboxen. Sie schickten Ron unter der Woche auf die katholische Schule „Our Lady of Lourdes“ und sonntags in die Kirche.

Tischgebet vor einem Essen – über seinen Glauben verrät Ron DeSantis sonst recht wenig
Tischgebet vor einem Essen – über seinen Glauben verrät Ron DeSantis sonst recht wenigImago / USA Today Network

DeSantis hat einen Onkel, der Priester in Ohio ist, und eine Tante, die als Ordensfrau in Florida lebt. Das Pew Research Center, das die religiöse Zugehörigkeit von Kongressabgeordneten protokolliert, führte den dreimal ins Repräsentantenhaus gewählten DeSantis als Katholiken. Aus seiner Zeit an den Eliteuniversitäten Yale und Harvard und als Angehöriger der Navy ist wenig über seine religiösen Präferenzen bekannt.

Als talentierter Politiker weiß DeSantis aber, wie wichtig Religion in der Republikanischen Partei ist. Deren verlässlichste Wähler sind Evangelikale, die auch Donald Trumps treueste Basis ausmachten. Sie teilen die Opfer-Erzählung des Ex-Präsidenten von der gestohlenen Wahl – in die auch DeSantis einstimmt.

„Legt die volle Rüstung Gottes an“

So sprach der Gouverneur in seiner Rede in Orlando darüber, wie die Bundespolizei angeblich gegen „einige Katholiken wegen ihres Glaubens ermittelt“. Eine gewagte Behauptung angesichts des tatsächlichen Sachverhalts. Demnach hatte ein Regionalbüro des FBI in Virginia vor den Gefahren „radikal-traditionalistischer Katholiken“ wie den „Catholic Apologetics International“ gewarnt. Diese gäben offen Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Ablehnung von LGBTQ+ und der Nähe zu einer weißen rassistischen Ideologie zu erkennen, hieß es.

Das FBI lehnte den Vorschlag einer Überwachung dieser Gruppen letztlich ab, weil die Analyse des Regionalbüros nicht hinreichend sei. DeSantis stilisierte den Vorgang trotzdem zu einem Angriff auf die Religionsfreiheit gewöhnlicher Katholiken – und präsentierte sich als Verteidiger des Glaubens: „Legt die volle Rüstung Gottes an und gebt niemals, niemals auf“, rief er den Delegierten zu.

Wie DeSantis bei der religiösen Rechten punktet

Bei der religiösen Rechten punktete der Republikaner mit einer Sechs-Wochen-Frist für Schwangerschaftsabbrüche in Florida, einem der striktesten Abtreibungsgesetze der USA. Er untersagte das Unterrichten von LGTBQ+-Themen an öffentlichen Schulen, verbot die Behandlung von Transgender-Jugendlichen und setzte sich während der Corona-Pandemie an die Spitze der Kritiker der Schutzmaßnahmen.

Die Bischöfe in Florida lobten DeSantis für die Stärkung konfessioneller Schulen – und kritisierten seine Unterstützung für ein Gesetz, das die Todesstrafe leichter macht: Statt der Einstimmigkeit von zwölf Geschworenen braucht es nun nur noch eine Mehrheit von acht. Auch prallte er mit der Kirchenleitung wegen seiner unerbittlichen Haltung in Einwanderungsfragen aufeinander. Als der Gouverneur Asylsuchende aus Texas mit Steuergeld aus Florida nach Martha’s Vineyard fliegen ließ, sprach Miamis Erzbischof Thomas Wenski von einem „neuen Tiefpunkt“.

Dass DeSantis die Rolle von Religion in der Republikanischen Partei versteht, bewies er vor seiner Wiederwahl in Florida. Er schaltete einen TV-Spot, in dem Gott auf seine Schöpfung blickt und sagt: „Ich brauche einen Kämpfer!“ Er habe nach jemandem gesucht, der standhaft gegen alle Angriffe bleibt. „Also schuf Gott einen Kämpfer“, verkündet die sonore Stimme – und ins Bild kommt Ron DeSantis.