Was Ex-Kultusminister Hans Maier vom Gendern hält

Unter Goppel und Strauß war er in Bayern für das Schulressort zuständig. Bald wird Hans Maier 93. An gesellschaftlichen Debatten nimmt er immer noch teil, etwa über geschlechtergerechte Sprache.

 Hans Maier (92), früherer bayerischer Kultusminister, ist dem Gendern gegenüber nicht völlig abgeneigt. Eigentlich fange das schon an, wenn man zu sagen beginne “Meine Damen und Herren”, sagte Maier der “Süddeutschen Zeitung” (Wochenende). Dies sei glücklicherweise in Deutschland sehr früh geschehen. “Nach meiner Meinung kann man im Benennen und Differenzieren der Geschlechter durchaus noch ein Stück weitergehen in Richtung Gendersprache”, fügte er hinzu.

“Wo ich aufhöre, das sind die Doppelpunkte, die Sternchen, die Unterstreichungen und Halbierungen. Freund:innen mach’ ich mir nicht zu eigen. Das kann man auch nicht in andere Sprachen übersetzen”, sagte der Politikwissenschaftler. “Zugleich beschädigt man die eigene Sprache. Ich sage gern: Nehmt Rücksicht auf die Sprache! Auch die Sprache ist eine Frau.” Das Deutsche könne manchmal schwerfällig sein. “Man kann es aber auch so gebrauchen, dass es durchsichtig und leicht wird.”

Ratlos äußerte sich Maier zu den verschlechterten Rechtschreibleistungen deutscher Schülerinnen und Schüler. “Ein Grund liegt vielleicht in der bei uns manchmal hervortretenden Verachtung für Regeln, für das Regelhafte überhaupt”, mutmaßte der ehemalige Politiker. “Da meint man, man kann mit gesprochenem Deutsch allein durchkommen. Aber das Deutsche wäre nie zu einer Literatursprache geworden, wenn es keine Regelhaftigkeit entwickelt hätte.”

Maier war von 1970 bis 1986 bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus. Von 1976 bis 1988 war er Präsident des Zentralkomitees deutscher Katholiken.