Warum Luthers Thesen zum Handel aktueller denn je sind

Der Reformator habe Monopole, Dumpings und illegale Absprachen kritisiert, sagte Bischof Abromeit mit Blick auf den Diesel-Skandal.

Bischof Hans-Jürgen Abromeit
Bischof Hans-Jürgen AbromeitMarcelo Hernandez / Nordkirche

Schwerin. Bischof Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald) hat sich für eine gesetzliche Regulierung von Wirtschaft und Kapitalmarkt ausgesprochen. Nur eine gerechte, konsequente und durchsetzungsstarke Politik könne für eine gute und menschenfreundliche Wirtschaft sorgen, sagte der Theologe in Schwerin bei der Auftaktveranstaltung zu "Unternehmer in der Verantwortung 2018" der Industrie- und Handelskammer Schwerin. Der Diesel-Skandal habe gezeigt, dass die Gier der Menschen "größer und perfider" sei, als er es vermutet habe.
Die Thesen des Reformators Martin Luther zu Handel und Finanzwesen seien aktueller denn je, sagte Abromeit. Luther habe Monopole, Dumpings, illegale Absprachen, Spekulanten und das Problem kritisiert, dass kleine Vergehen hart bestraft werden, während die "großen Fische" mit ihren Wirtschaftsverbrechen ungehindert davonkämen. Er habe die menschliche Gier deutlich als Sünde kritisiert. Der Reformator habe dem Menschen jedoch zugetraut, "seine mächtige Gier durch Gesetz und Gewissen zu begrenzen".
Bischof Abromeit sagte, dass er die soziale Marktwirtschaft für eine der größten Errungenschaften der deutschen Nachkriegspolitik halte. Er sehe in der sozialen Marktwirtschaft das Anliegen Luthers, dass gerade auch die Schwächsten in der Gemeinschaft zu ihrem Recht kommen, ohne Freiheit und Schaffensdrang des Menschen abzuschnüren. Der Protestantismus stehe an der Wiege der sozialen Marktwirtschaft, weil er die Verantwortung des Einzelnen ebenso anerkenne wie seine Schutzbedürftigkeit vor dem Mutwillen anderer Menschen. (epd)