Warum ein Pastor aus Pasewalk auch Autos segnet

Wenn es schon ein Auto sein muss, dann mit E-Motor, findet Pastor Johannes Grashof. Und auch sonst unternimmt seine Gemeinde eine Menge für den Umweltschutz.

Pastor Johannes Grashof segnet das erste E-Auto der Geistlichen Stiftung und übergibt es an Schwester Antje Kliem
Pastor Johannes Grashof segnet das erste E-Auto der Geistlichen Stiftung und übergibt es an Schwester Antje KliemThomas Asendorf

Pasewalk. Ein erstes Elektroauto bewegt sich nun in der Flotte der ältesten kirchlichen Stiftung Mecklenburg-Vorpommers – der Geistlichen Stiftung St. Georg und St. Spiritus zu Pasewalk. Eine Neuerung, die Vorsteher Thomas Asendorf nicht sang- und klanglos über die Bühne gehen ließ: „Anlässlich des nun beginnenden Einstiegs in die E-Mobilität segnete Gemeindepastor Johannes Grashof das Auto“, schreibt er. Erst danach wurde es dem Pflegedienst übergeben.

Ein kirchlicher Segen für einen Gebrauchsgegenstand? Ungewöhnlich. Allerdings liegt Johannes Grashofs Segen schon auf einigen Fahrzeugen, nicht nur elektrisch bewegten. „Da sind auch Diesel dabei“, räumt der Pasewalker Pastor ein. Ein Feuerwehrauto zum Beispiel und ein Rettungsfahrzeug. „Natürlich gilt der Segen in erster Linie den Menschen, die diese Fahrzeuge bewegen“, sagt er. Sie retten Menschen, löschen Brände, fahren zu Pflegebedürftigen. „Es ist eine Segenshandlung, die das Tun des Menschen mit Hilfe dieses Fahrzeuges unter besonderen Schutz Gottes stellt.“ Im Falle des Elektroautos allerdings komme noch eine Komponente hinzu, sagt Grashof.

Das Problem mit den E-Autos

„Es gibt zwar kein umweltfreundliches Auto – aber die Umstellung auf Elektrofahrzeuge bedeutet einen schonenderen Umgang mit unseren Ressourcen.“ Dass auch die Ökobilanz von Elektrofahrzeugen umstritten ist, weil die Produktion der Batterien mit hohem CO₂-Ausstoß einhergehen kann, ist ihm bewusst. „Auch da befinden wir uns auf einem Weg“, meint er. Die Forschung könne sicher bald Gutes durch Besseres ersetzen. „Und was ist die Alternative? Weder Diesel noch Benziner laufen schadstofffrei, und die Ressourcen für den Antriebsstoff sind nicht unbegrenzt vorhanden.“

Wie das Pfarrhaus beheizt wird

Der Fuhrpark der Geistlichen Stiftung soll laut Thomas Asendorf in den nächsten fünf Jahren vollständig auf E-Mobilität umgestellt werden. „Wir wollten das schon lange“, erzählt Grashof, der auch Vorsitzender des Stiftungskuratoriums ist. Jeder Leasingvertrag, der ausläuft, werde vom Verbrenner auf E-Auto umgestellt.„Wir haben ja einen Synodalbeschluss, dass wir bis 2050 in der Nordkirche klimaneutral sein wollen.“ Dazu zählt eben auch der Verkehrssektor.

Aber auch auf anderen Gebieten macht sich die Kirchengemeinde seit Langem Gedanken über nachhaltiges Wirtschaften. Eine ganze Reihe von Gebäuden sei bereits auf klimaneutral umgestellt, sagt Grashof. Im Pfarr- und Mietshaus mit sechs Wohnungen, das im Jahr 2000 saniert wurde, wird das Wasser mit Sonnenenergie beheizt.

Die Hackschnitzelanlage des Friedhofs verbrennt den immer anfallenden Grünschnitt und beheizt alle Gebäude. Auf der Gerätelagerhalle liegt Photovoltaik, auch die Kapelle soll demnächst mit an diese Versorgung kommen. Gern hätte Pastor Grashof auch Solarpanele auf dem Kirchendach. „Da macht der Denkmalschutz aber nicht mit“, sagt er.

Solarparks in Planung

Und nicht nur bewusstes Heizen, auch die Stromerzeugung sieht Grashof als Beitrag an. Immer neue Wege sucht da die Gemeinde. Auf ihren Ländereien sollen in den nächsten Jahren zwei Solarparks entstehen, und sollte sich die Gesetzeslage zugunsten einer möglichen Bebauung mit Windrädern ändern, wird auch dies angestrebt.

Was allerdings von Pächtern auf Kirchenland gemacht und vor allem nicht gemacht werden darf: „Da hoffte ich, schon weiter zu sein“, gibt Grashof zu. Immerhin: Dass nicht jedes Jahr wieder Mais angebaut werde, sei schon erreicht. „Wir wollen aber bei Neuverpachtungen höhere Standards zur Bedingung machen.“

Neues gewagt

Und dann sind da noch die kleinen Dinge: „Eine Ladestation für E-Bikes wollen wir an der Kirche einrichten“ – für die vielen Radtouristen, die hier vorbeikommen. „Nichts ist allein das Allheilmittel, es kann nur alles zusammen funktionieren“, sagt Grashof. Insgesamt hat er den Eindruck, dass in der Kirchengemeinde das Bewusstsein dafür wächst, „dass wir unseren Kindern und Kindeskindern einen Planeten hinterlassen müssen, auf dem sie noch leben können“.

Ganz einfach sei die Umstellung zwar nicht. „Ich glaube, wir alle mögen Veränderungen nicht so besonders“, sagt er. „Aber auch da weist die biblische Tradition Wege: Abraham soll in hohem Alter noch Neuland betreten, und lässt sich darauf ein.“ Das sei eine Parabel, die für alle gelte: „dass wir uns da ruhig von Gott herausfordern lassen sollen, Neues zu wagen, und dass wir die Zuversicht haben, dass es Gott ist, der uns den Weg weist.“ Das Ende könne zwar keiner schon sehen. „Aber wir können gewiss sein, dass er es uns finden lässt.“