Warum Altersarmut oft weiblich ist

Frauen haben einer Umfrage zufolge weniger Geld zur Verfügung als Männer und können weniger für das Alter zurücklegen. Spitzenpolitikerinnen der Grünen wollen dagegen vorgehen.

Vor allem Frauen müssen im Alter jeden Cent umdrehen
Vor allem Frauen müssen im Alter jeden Cent umdrehenImago / Schöning

Frauen in Deutschland haben einem Medienbericht zufolge im Schnitt pro Monat 400 Euro weniger zur freien Verfügung als Männer. Eine repräsentative Umfrage des Bundesverbands deutscher Banken ergab, dass Frauen im Schnitt monatlich 1.000 Euro ausgeben können, Männer hingegen 1.400 Euro, wie die Zeitungen der Funke-Mediengruppe meldeten. Frauen könnten daher auch weniger für die Altersvorsorge zurücklegen, hieß es.

„Ohne finanzielle Unabhängigkeit gibt es keine Freiheit. Denn ohne eigenes Geld fehlt der Spielraum, Entscheidungen selbstbestimmt zu treffen“, sagte Henriette Peucker, Stellvertreterin des Hauptgeschäftsführers beim Bankenverband, den Funke-Zeitungen. „Vor diesem Hintergrund sind die Ergebnisse unserer Studie besonders ernüchternd.“

Gleiche Arbeit, weniger Lohn

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) und Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge forderten unterdessen eine Reform des Steuersystems, um Altersarmut bei Frauen zu bekämpfen. Ein geschlechtergerechtes Steuersystem brauche eine Reform der Steuerklassen III/V. „Denn dadurch wird die Lohnsteuerbelastung zwischen Eheleuten fairer verteilt“, sagte Paus den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die Grünen-Politikerinnen wollen mit einem insgesamt fünf Punkte umfassenden Plan, der den Funke-Zeitungen vorlag, gegen Altersarmut von Frauen vorgehen.

„Altersarmut ist oft weiblich“, sagte Dröge. Noch immer bekämen Frauen für die gleiche Arbeit weniger Lohn als Männer, was nicht akzeptabel sei. „Die größten Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt es allerdings im Alter. Denn geringere Einkommen und kürzere Zeiten im Job wirken sich stark auf die Rente aus. Das führt dazu, dass Frauen im Durchschnitt nur in etwa die Hälfte der Rente von Männern bekommen“, sagte die Grünen-Fraktionschefin.

Auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) mahnte angesichts der Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen Aufholbedarf an. „Wir müssen dafür sorgen, dass gerechter gezahlt wird“, sagte Heil am Dienstag im „Morgenmagazin“ des ZDF. Zudem müsse sichergestellt werden, dass es eine „buntere Berufswahl“ bei jungen Frauen und Männern gebe, sagte der Arbeitsminister mit Blick auf die Gehaltsdifferenzen in unterschiedlichen Wirtschaftsbranchen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verdienen Frauen in Deutschland 18 Prozent weniger als Männer.

Wer wieviel zurücklegt

Laut Bankenverband sparen etwas mehr als ein Viertel der Frauen bis zu 100 Euro monatlich, bei den Männern ist es ein Fünftel. Mehr als 200 Euro legen 28 Prozent der Frauen zurück, bei den Männern sind es 38 Prozent.

„71 Prozent der Frauen denken, dass sie sich zur Rente hin deutlich werden einschränken müssen, von den Männern glauben das von sich lediglich 55 Prozent“, sagt Peucker. Diese Situation sei nicht hinnehmbar. Der internationale Aktionstag Equal Pay Day macht jährlich im März auf die schlechtere Bezahlung von Frauen aufmerksam. In diesem Jahr wird er in Deutschland am 7. März begangen.