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Walter oder Waltraud – Debatte um Geschlechtswechsel in Österreich

Aus Walter wurde Waltraud – und dann begann der Ärger. In Österreich beschäftigt ein eher dubioser Fall von Geschlechtswechsel die Ermittler.

In Österreich hat der Fall eines Mannes, der kurz vor Antritt einer Haftstrafe seine Geschlechtszugehörigkeit ändern ließ, eine breite Debatte ausgelöst. Kritiker beanstanden, die derzeitige Rechtslage mache Geschlechtsänderungen zu leicht. Im Fall von Walter/Waltraud P. hat nun auch Österreichs Justiz Ermittlungen aufgenommen. Beobachter zogen in den vergangenen Tagen Parallelen zum Fall der deutschen Rechtsextremistin Sven/Marla-Svenja Liebich, die nach wie vor als flüchtig gilt.

Bei dem Fall geht es um einen Mann, der vor Antritt einer dreimonatigen Haftstrafe seinen Geschlechtseintrag ändern ließ. Grundlage dafür war ein psychiatrisches Gutachten. Dadurch wolle er seine Haft in einem Frauengefängnis verbüßen – konkret: in einer Mehrbettzelle, wie er oder sie in einem Zeitungsinterview angab.

LGBTQ-Vertreter bezweifeln, dass Walter/Waltraud P. tatsächlich das Leben einer Frau lebt. Mehrere Aktivisten kündigten rechtliche Schritte an. Für Ärger sorgte außerdem ein Schreiben der zuständigen Rentenversicherung. In diesem wird der Person bestätigt, dass sie aufgrund ihres geänderten Geschlechts knapp vier Jahre früher die Rente antreten darf. – Die Abkürzung LGBTQ steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und queer.

Der Fall beschäftigt jetzt auch mehrere Behörden, die wegen strafrechtlicher Konsequenzen ermitteln. Das Innenministerium in Wien erklärte, es sei nicht möglich, “wahllos sein Geschlecht zu ändern”. Laut österreichischen Medien leitete das Bundeskriminalamt Ermittlungen wegen Verdachts auf Sozialleistungsbetrug ein.

Auch aus der österreichischen Politik gab es in den vergangenen Tagen zahlreiche Reaktionen. “Waltraud wollte den Rechtsstaat vorführen, jetzt führt der Rechtsstaat Waltraud vor”, wird der Generalsekretär der Volkspartei (ÖVP) zitiert, Nico Marchetti. Die rechtskonservative Freiheitliche Partei (FPÖ) sieht in dem Fall das Ergebnis einer “linken, woken Gender-Ideologie” und forderte eine Rückkehr zu “Normalität”.