Artikel teilen:

Wadephul lobt Deutschlands humanitäre Hilfe – Helfer üben Kritik

Deutlich weniger Mittel im Bundeshaushalt gefährdeten die humanitäre Hilfe, warnen Hilfsorganisationen. Vertreter der Bundesregierung heben hingegen Deutschlands führende Rolle hervor.

Außenminister Johann Wadephul (CDU) hat zum Welttag der humanitären Hilfe an diesem Dienstag den deutschen Beitrag an Hilfen in Krisenregionen hervorgehoben. “Deutschland übernimmt Verantwortung und bleibt als einer der größten Geber weltweit ein verlässlicher Partner für Nothilfe”, sagte Wadephul in Berlin. Humanitäres Engagement bleibe in einer Welt voller Krise und Konflikte unverzichtbar. Rund 300 Millionen Menschen seien weltweit auf Unterstützung angewiesen.

Wadephul nannte den Einsatz gegen den Hunger im Sudan, Erdbebenhilfe in Myanmar sowie Unterstützung für Menschen in der Ukraine und im Gazastreifen. Um die Hilfe in Gaza weiterführen zu können, sei ein sicherer Zugang der Helfenden zu den Notleidenden notwendig, sagte Wadephul. Viele Helferinnen und Helfer riskierten weltweit täglich ihr Leben – “und viel zu viele, über 600 weltweit, haben ihren mutigen Einsatz in den letzten beiden Jahren mit dem Leben bezahlt”.

Laut einer Daten-Auswertung der Aid Worker Security Database wurden in diesem Jahr bereits 265 humanitäre Helfer im Einsatz getötet. Diese Zahl entspricht jetzt schon dem Durchschnittswert der vergangenen drei Jahre und könnte auch noch den bisherigen Höchstwert von 383 getöteten Helferinnen und Helfern aus dem Vorjahr einstellen.

Am gefährlichsten ist die Situation mit weitem Abstand wie schon im Vorjahr im Gazastreifen. Mit bereits 173 getöteten Helfenden ist die Zahl von insgesamt 185 aus dem Vorjahr in den Palästinensischen Gebieten schon fast erreicht. Dahinter folgen Sudan und Südsudan als gefährlichste Länder für humanitäre Helfer. Verhältnismäßig positive Entwicklungen zeichnen sich demnach bisher im Libanon und Äthiopien ab.

Diese alarmierenden Zahlen seien Ausdruck einer Welt, in der nationale Egoismen und das Recht des Stärkeren zunehmend an die Stelle der Menschlichkeit und internationaler Regeln treten, erklärte der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Lars Castellucci (SPD). “Humanitäre Hilfe sorgt für mehr Stabilität, Frieden und Sicherheit und ist damit auch im deutschen Interesse.” Die Bundesregierung wolle hier auch weiterhin eine Vorreiterrolle einnehmen.

Der entwicklungspolitische Dachverband Venro kritisierte die Bundesregierung für geplante Kürzungen der humanitären Hilfe. Im Haushalt für 2025 und 2026 sollen die Mittel im Vergleich zum vergangenen Jahr um die Hälfte reduziert werden auf rund eine Milliarde Euro. “Wir bekommen Bekenntnisse zur humanitären Hilfe von nahezu allen politischen Farben, nur die realen Ergebnisse lassen auf sich warten”, kritisierte das Venro-Vorstandsmitglied Kayu Orellana.

Der Caritas-Bischof der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Stephan Burger, bedankte sich auf X bei allen Helferinnen und Helfern: “Humanitäre Hilfe ist Ausdruck gelebter Solidarität – sie rettet Leben, lindert Leid und schenkt Hoffnung.” Die Not der Schwächsten dürfe nicht gleichgültig machen, schrieb der Freiburger Erzbischof.