Voran mit Leidenschaft und klaren Zielen

Der nigerianische Erzbischof Musa Panti Filibus ist neuer Präsident des Lutherischen Weltbundes. Er will die weltweite Gemeinschaft der Lutheraner profilieren als Alternative zu einer in seinen Augen zerbrochenen Welt voller Konflikte

Norbert Neetz

Windhuk – Der neu gewählte Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), der Nigerianer Musa Panti Filibus, will sich für den Kampf gegen Terror starkmachen. „Ich halte es für dringend notwendig, sich mit der Frage der religiös motivierten Gewalt in der heutigen Welt auseinanderzusetzen“, sagte der Theologe nach seiner Wahl in der namibischen Hauptstadt Windhuk. Der Erzbischof der Lutherischen Kirche Christi in Nigeria wurde von der LWB-Vollversammlung mit 274 Ja- und vier Nein-Stimmen bei 25 Enthaltungen gewählt.
Filibus stammt aus dem Norden Nigerias, wo die islamistische Terrorgruppe Boko Haram regelmäßig Anschläge verübt. Die Kirchen in Nigeria hätten in diesen Konflikten niemals geschwiegen, sagte der 57-Jährige. Dennoch hätten vor zwei Jahren viele Kirchengemeinden ihre Aktivitäten einstellen müssen. Die Gefahr von Attacken durch Boko Haram auf Gottesdienste sei zu groß gewesen.
Filibus will sich auch für die Gleichstellung von Mann und Frau einsetzen. Er war an der Entwicklung eines LWB-Grundsatzpapiers zur Gendergerechtigkeit beteiligt und kündigte an, sich für dessen Umsetzung zu engagieren. Dabei gehe es auch darum, „wie man Mitgliedskirchen im Blick auf das Verständnis und die Auseinandersetzung mit diesen Fragen unterstützen kann“, sagte er. Doch wolle der LWB keiner Mitgliedskirche etwas aufzwingen, sondern trete für Dia­log ein. Die lutherische Kirche in Lettland hat die Frauenordination wieder abgeschafft (UK berichtete).
Bei seiner Vorstellungsrede am Vortag seiner Wahl hatte Filibus zudem die  „diakonische Verantwortung“ der Gemeinschaft angemahnt. Darauf müsse sich der LWB weiter konzentrieren, gerade auch im Blick auf die wachsende Zahl von Flüchtlingen weltweit, sagte er. Nur so könne man auf menschliches Leid reagieren und für Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung eintreten.
Im Abschlussgottesdienst der siebentägigen Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes wurde Filibus, der als einziger Kandidat für das Präsidentenamt zur Wahl stand, offiziell als Präsident eingeführt. Er ist erst der zweite Afrikaner an der Spitze des mit Abstand größten lutherischen Dachverbandes, dem 145 Kirchen in 98 Ländern mit mehr als 74 Millionen Mitgliedern angehören.
Der neue LWB-Chef folgt auf den palästinensischen Bischof Munib Younan, der seit 2010 an der LWB-Spitze stand und nicht wiedergewählt werden konnte. Younan gratulierte Filibus zu dessen Wahl. Es sei eine Ehre, Filibus für die kommenden sechs Jahr als Präsidenten zu haben, sagte der scheidende LWB-Präsident.
Generalsekretär Martin Junge sagte, er freue sich auf die Zusammenarbeit. Beide hätten sie vor Jahren bereits gut als Regionalreferenten zusammengearbeitet – Filibus für Afrika und Junge für Lateinamerika. Das belegt, dass Filibus den Lutherischen Weltbund „von innen“ kennt, wie der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Gerhard Ulrich, sagte.
In Afrika sei Filibus hoch akzeptiert, von Männern und Frauen: „Er ist ein theologisch fundierter Bruder, der ökumenisch vernetzt ist“, sagte Ulrich, der die deutsche Delegation bei der Vollversammlung leitete. Er würdigte Filibus als einen vielfältig begabten, visionären Theologen und Mann „mit Leidenschaft für die Kirche“.
Filibus war ab 2002 Regionalsekretär für Afrika im Büro des Weltbundes in Genf. Später war er Direktor für Mission und Entwicklung. 2013 wurde er von seiner Heimatkirche zum Bischof gewählt; seit Anfang 2017 ist er Erzbischof. epd/KNA/UK