Vor 60 Jahren: das Attentat auf US-Präsident John F. Kennedy

Die Ermordung von John F. Kennedy ließ die Welt vor 60 Jahren für einen Moment stillstehen. Sein Mörder sollte den ersten katholischen US-Präsidenten nur um zwei Tage überleben. Ein amerikanischer Albtraum.

Kennedy: der Name hat in der US-Politik noch immer einen magischen Klang. Als Robert Francis Kennedy Junior kürzlich mitteilte, sich für das höchste Amt der USA bewerben zu wollen, sorgte das auch international für Schlagzeilen. Zwar machte der Präsidentschaftskandidat seit der Corona-Pandemie hauptsächlich durch wirre Verschwörungstheorien von sich reden. Aber Kennedy bleibt Kennedy… Den Grundstein für den Nimbus der Familie legte Roberts Onkel: der 35. Präsident der Vereinigten Staaten, John Fitzgerald Kennedy. Vor 60 Jahren, am 22. November 1963, wurde er im texanischen Dallas ermordet.

Drei Kugeln löschten das Leben des Hoffnungsträgers in einer von Rassenunruhen und Kaltem Krieg gezeichneten Gesellschaft der USA aus. Mit Visiten in Florida und Texas wollte Kennedy die Kampagne für seine Wiederwahl als Präsident einläuten. An Warnungen hatte es im Vorfeld nicht gefehlt. „Ich würde mich wohler fühlen, wenn Dallas nicht auf der Reiseroute des Präsidenten stünde“, meinte ein hochrangiger Unterstützer.

Kennedy selbst zeigte kurz vor seinem Tod seiner Frau Jackie eine schwarz umrandete Anzeige der rechtsradikalen John Birch Society in den „Dallas Morning News“, die den Kennedys unterstellte, den Kommunisten nahezustehen. „Wir kommen heute in eine wirklich verrückte Gegend“, zitiert Biograf Robert Dallek den Präsidenten. „Aber ich sage dir, Jackie, wenn mich jemand vom Fenster aus mit einem Gewehr erschießen will, dann wird das niemand verhindern. Wozu sich also Sorgen machen?“

Ironie der Geschichte: Dem Attentäter Lee Harvey Oswald wurden später eher linksradikale Umtriebe nachgesagt. Was genau den Mann zu seiner Tat trieb, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Zwei Tage nach dem Attentat wurde Oswald seinerseits erschossen: durch den Nachtclub-Besitzer Jack Ruby. Seither haben sich viele Menschen mit den Schüssen von Dallas beschäftigt, vom Hobbyhistoriker bis zum Hollywood-Filmemacher.

Neben seinem grausamen Ende bleiben vor allem Zitate in Erinnerung, mit denen Kennedy im Lauf seiner kurzen Amtszeit Geschichte schrieb. Bereits bei seiner Amtseinführung 1961 legte er die Messlatte hoch. „Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann – fragt, was ihr für euer Land tun könnt.“ In die gleiche Kategorie fällt der berühmte Auszug aus seiner Rede am 26. Juni 1963 in der durch die Mauer geteilten Stadt Berlin: „Ich bin ein Berliner.“

Dabei geriet in Vergessenheit, wie schwer sich der Spross einer ehrgeizigen Familie mit irischen Wurzeln beim Griff nach dem Präsidentenamt tat. Seine Zugehörigkeit zur katholischen Kirche drohte zu einem Stolperstein zu werden; nie zuvor hatte ein Katholik das Amt bekleidet. Erst Joe Biden sollte dies nach „Jack“ wiederholen.

Kennedys Duell mit dem Republikaner Richard Nixon geriet unter anderem aus diesem Grund zur Zitterpartie. Als entscheidende Wende gilt ein Auftritt des Demokraten am 12. September 1960 vor einer Gruppe protestantischer Pfarrer im texanischen Houston – gut zwei Wochen vor dem TV-Duell mit Nixon, dem ersten in der Geschichte der US-Wahlkämpfe.

„Ich bin nicht der katholische Kandidat für das Präsidentenamt; sondern ich bin der Kandidat der Demokratischen Partei, der zufällig auch Katholik ist“, betonte Kennedy. „Sollte diese Wahl auf der Voraussetzung entschieden werden, dass 40 Millionen Amerikaner mit dem Tag ihrer Taufe die Möglichkeit verloren haben, Präsident zu werden, dann ist diese Nation der eigentliche Verlierer.“

War Kennedy selbst ein Gewinnertyp? Als ein „Flickwerk aus Stolperern und bedeutsamen Errungenschaften“ wertet Biograf Dallek dessen Amtszeit. Mit Blick auf die Rassentrennung habe Kennedy zunächst zögerlich agiert, dafür aber wichtige Initiativen etwa im Kampf gegen Armut angestoßen. Außenpolitisch verhinderte demnach sein besonnenes Verhalten in der Kuba-Krise eine atomare Auseinandersetzung mit der Sowjetunion. Zugleich begann unter Kennedy das fatale Engagement der USA in Vietnam. Sein jäher Tod macht es schwer, eine abschließende Bilanz zu ziehen.