“Viribus Unitis – Mit vereinten Kräften” lautete sein Wahlspruch, als er Kaiser von Österreich wurde. Für seine fast sieben Jahrzehnte währende Regentschaft brauchte Franz Joseph I. in der Tat eine gute Kondition.
Ungemütliche Zeiten waren das in der Hauptstadt. 1848 tobt in Wien die Revolution. Die kaiserliche Familie flieht in die Provinz, ins mährische Olmütz. Hier übergibt der gesundheitlich angeschlagene Kaiser Ferdinand “der Gütige” vor 175 Jahren, am 2. Dezember, sein Amt an seinen erst 18-jährigen Neffen. Der neue Kaiser von Österreich und König von Ungarn versteht sich nicht als Reformer. Franz Joseph I. sieht sich als Bewahrer, als “obersten Beamten”. Zu seinen ersten Amtshandlungen zählen die Unterschriften unter die Todesurteile für Rädelsführer der Aufstände.
Dennoch sollte der vorletzte Regent aus der Dynastie der Habsburger mit seiner 68 Jahre währenden Herrschaft zur Legende werden. Heute noch begegnen Wien-Besuchern die baulichen Hinterlassenschaften des Kaisers auf Schritt und Tritt. Der Monarch bleibt in gewisser Weise populär – nicht zuletzt auch wegen seiner Gattin “Sisi”, deren Leben und Sterben Stoff für Filme und Bücher in Hülle und Fülle abgibt.
“Gott erhalte, Gott beschütze / Unsern Kaiser, unser Land! / Mächtig durch des Glaubens Stütze / Führ’ er uns mit weiser Hand!”, heißt es in der Kaiserhymne, die zu seiner Hochzeit mit Elisabeth 1854 verfasst wurde. Tatsächlich war Religion im Leben des Kaisers, der durch seine tiefgläubige Mutter, Erzherzogin Sophie, geprägt wurde, ein selbstverständlicher Bestandteil.
Selbst katholisch, achtete der Kaiser auch andere Religionen. “Franz Joseph war immer ein Anhänger der Gleichberechtigung der Religionen. Das hatte vor allem für die Juden positive Effekte”, so der Historiker Karl Vocelka. Das 1867 erlassene Staatsgrundgesetz schaffte in Österreich Religionsfreiheit. 1912 trat zudem das Islamgesetz in Kraft, das den Islam als Religionsgesellschaft anerkannte und den Muslimen Selbstbestimmung zusicherte.
Der Kaiser erlebte eine Welt im Aufbruch. “In seine Regentschaft fällt ein ganzes Zeitalter. Als er fünf Jahre alt ist, fährt die erste Eisenbahn, am Ende seines Lebens gibt es erste Automobile, das Telefon und mehrere andere technische Errungenschaften”, zitierte die “Wiener Zeitung” vor einigen Jahren den Historiker Lothar Höbelt. Das Klischee von der “guten alten Zeit” sei eng mit Franz Joseph verbunden – auch wenn kritische Stimmen dem Habsburger seine Skepsis gegenüber Neuerungen und Reformen vorhalten.
Als Militärstratege und Feldherr agierte Franz Joseph von Beginn seiner Regentschaft an eher unglücklich. Mit der Schlacht von Königgrätz verlor er 1866 die Vormachtstellung unter den deutschen Fürsten an Preußen. Inwiefern der Kaiser bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs noch eine aktive Rolle spielte, ist immer wieder Gegenstand von Diskussionen. Kolportiert wird eine fatalistische Haltung samt dem Zitat: “Wenn wir schon zugrunde gehen müssen, dann wenigstens anständig!”
Bereits zuvor hatten persönliche Schicksalsschläge, etwa die Ermordung seines Bruders Maximilian in Mexiko, die Selbsttötung seines Sohnes Rudolf und das tödliche Attentat auf seine Ehefrau den Monarchen schwer getroffen. Als er am 21. November 1916 starb, war die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn dem Untergang geweiht.
Privat galt Franz Joseph als eifrig, diszipliniert und bescheiden. “Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut!”, pflegte er nach Audienzen und Kontakten mit der Bevölkerung zu sagen. Obwohl er die ausgefallenen Wünsche seiner Ehefrau und die seiner langjährigen Freundin Katharina Schratt (1853-1940) offenbar bereitwillig finanzierte, lebte er selbst sparsam.
Davon zeugen persönliche Gegenstände und kulinarische Vorlieben. So sollen etwa einfache Palatschinken zu seinen Leibspeisen gehört haben. Möglicherweise ein nicht zu vernachlässigender Grund für seine Beliebtheit – verdanken die Österreicher ihm der Legende nach doch ihren “Kaiserschmarrn”: Waren die Pfannkuchen für Franz Joseph dem Koch nicht gelungen, zu dick oder zerrissen, wurden sie dem Personal serviert, mit dem Hinweis “A Schmarrn, des dem Kaiser zu servieren”.