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Vom Exil ins Präsidialamt: Rodrigo Paz ist neuer Präsident Boliviens

Mit Rodrigo Paz Pereira im Präsidentenamt steht Bolivien vor einem politischen Umbruch. Die Wahl des 58-jährigen Christdemokraten beendet eine fast zwei Jahrzehnte währende Ära linker Regierungen in dem südamerikanischen Land.

Paz wurde im September 1967 im spanischen Santiago de Compostela geboren. Drei Jahre zuvor war Víctor Paz Estenssoro, ein Cousin seines Vaters Jaime Paz Zamora, durch einen Putsch seinem Amt als Präsident Boliviens enthoben worden. Die Familie war daraufhin ins Exil gegangen und kehrte erst in den 1980er Jahren zurück. In der ersten demokratisch gewählten Regierung nach der Diktatur 1982 wurde Vater Jaime Paz Zamora Vizepräsident und später 1989 bis 1993 auch Präsident von Bolivien.

Rodrigo Paz studierte an der American University in Washington unter anderem Internationale Beziehungen und Ökonomie sowie Politisches Management. Seine politische Laufbahn begann 2002. Acht Jahre lang war er Abgeordneter für verschiedene Parteien, später Bürgermeister der südlichen Stadt Tarija. 2020 kehrte er als Senator in die Hauptstadt La Paz zurück.

2025 trat Paz für die christdemokratische Partei PDC bei der Präsidentschaftswahl an. Im Wahlkampf profilierte er sich als unabhängiger Politiker, der sich gegen die zunehmende Polarisierung im Land stellte. Im Frühjahr 2025 sagte er in einem Interview mit dem staatlichen Fernsehsender Unitel: „Rechts oder links zu sein ist dasselbe, weil beide gleich viel stehlen.“

Paz’ Wahlkampf-Slogan lautete: „Kapitalismus für alle“. Darunter versteht er eine Liberalisierung der Wirtschaft „von unten“. Trotz starker staatlicher Kontrolle arbeiten rund 84 Prozent der Bevölkerung im informellen Sektor. Paz möchte diesen Sektor stärken und besser einbinden.

Der Christdemokrat kündigte gegenüber seinen Wählerinnen und Wählern einen moderaten Regierungskurs an. Er plant eine schrittweise Öffnung der krisengeplagten Wirtschaft, zielgerichtete Subventionen und institutionelle Reformen. Zudem will er die Beziehungen zu den Nachbarländern und den USA verbessern.