Volkswagen weist Anschuldigungen zu Sklavenarbeit in Brasilien zurück

Bei Volkswagen besteht kein Interesse an einer Einigung über mögliche Sklavenarbeit in den 1970er- und 1980er-Jahren in Brasilien. Es handele sich um „einseitige Tatsachenbehauptungen von Dritten“.

Sie Staatsanwaltschaft des Bundesstaates Pará wirft Volkswagen schwere Menschenrechtsverstöße vor.
Sie Staatsanwaltschaft des Bundesstaates Pará wirft Volkswagen schwere Menschenrechtsverstöße vor.Imago / Agencia EFE

Der Automobilhersteller Volkswagen hat eine Einigung mit der brasilianischen Staatsanwaltschaft über mögliche Sklavenarbeit in den 1970er- und 1980er-Jahren abgelehnt. Die Vertreter des Unternehmens hätten bei einer gerichtlichen Anhörung den Verhandlungstisch verlassen, teilte die Staatsanwaltschaft des Bundesstaates Pará mit. Sie wirft Volkswagen schwere Menschenrechtsverstöße vor. Der Vorwurf der Sklavenarbeit bezieht sich auf Beschäftigte, die auf einer Farm des Unternehmens am Rande des Amazonas-Regenwaldes arbeiteten.

Volkswagen erklärte laut brasilianischen Medien, es bestehe kein Interesse an einer Einigung. Alle Anschuldigungen in den Untersuchungsprotokollen würden zurückgewiesen, da es sich um „einseitige Tatsachenbehauptungen von Dritten“ handele. Der Vorschlag der Staatsanwaltschaft sah eine Entschädigungszahlung in Höhe von 165 Millionen Reais (rund 32 Millionen Euro) an 14 Arbeiter vor. Der Betrag wäre auch für die Erstellung eines Programms zur historischen Untersuchung und Suche nach anderen Personen bestimmt, die an dem Standort möglicherweise der gleichen Behandlung ausgesetzt waren.

Menschenunwürdige Bedingungen

Auf der 140.000 Quadratmeter großen Rinderfarm Rio Cristalino im Bundesstaat Pará sollen Arbeiter systematisch und schwerwiegend misshandelt worden sein. Sie mussten unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten, durften das Gelände nicht verlassen, erlitten Gewalt durch Aufseher und erhielten keine medizinische Behandlung bei Malaria-Erkrankungen, wie die Staatsanwaltschaft schreibt. Vielfach hätten die Arbeiter keinen Zugang zu Trinkwasser und Lebensmittel gehabt. Eigentümer der Farm war von 1974 bis 1986 der Volkswagen-Konzern.

Menschen in Schuldknechtschaft gehalten

Ans Licht gekommen waren die Vorwürfe durch Medienrecherchen und Aufzeichnungen des Priesters Ricardo Rezende, der ab 1978 für das Landpastoral der Brasilianischen Bischofskonferenz im Süden des Amazonas-Bundesstaates Pará tätig war. In Rezendes Archiv gibt es auch Fotos und zahlreiche weitere Unterlagen, die belegen, dass die Menschen in Schuldknechtschaft gehalten und gezwungen wurden, ihren ganzen Lohn für überteuerte Lebensmittel auf der Farm auszugeben. Einige Menschen starben, weil es keine medizinische Versorgung gab. Auf Arbeiter wurde auch geschossen.