Volkskrankheit Schlafstörung

Immer mehr Menschen in Deutschland leiden an Schlafstörungen. Der Anteil sei in den vergangenen zehn Jahren um zwei Drittel auf 80 Prozent gestiegen, ergab eine Umfrage der Krankenkasse DAK-Gesundheit. Fast jeder Zehnte leidet sogar unter schweren Schlafstörungen, der sogenannten Insomnie. Und immer häufiger wird zu Schlafmitteln gegriffen. „Deutschland schläft schlecht“, bilanzierte DAK-Vorstand Andreas Storm in Berlin. Die Ergebnisse der Umfrage seien alarmierend.
Schlafprobleme seien ein unterschätztes Problem, Forschung und Fachkenntnisse müssten dringend intensiviert werden, sagte Storm. Für die Befragung wurden 5207 Personen zwischen 18 und 65 Jahren zufällig ausgewählt und deren Antworten mit den Ergebnissen einer DAK-Umfrage von 2009 verglichen. Danach stiegen in allen Altersgruppen Schlafstörungen an, bei Frauen etwas stärker als bei Männern. Die Zahl derer, die mindestens drei Monate zu Schlafmitteln greifen, verdoppelte sich nahezu: 2009 waren es 4,7 Prozent, 2016 schon 9,2 Prozent.
Den Angaben zufolge werden immer mehr Menschen wegen Schlafmangels krankgeschrieben. Die Fehltage stiegen laut DAK um 70 Prozent auf 3,86 Tage je 100 Versicherte. Im Schnitt dauert eine Krankschreibung fast elf Tage. Allerdings gingen der Umfrage zufolge nur wenige Betroffene wegen Schlafstörungen zum Arzt.
An Insomnie leiden vor allem Arbeiter und Angestellte sowie an- und ungelernte Kräfte. Als schwer schlafgestört gilt, wer drei Mal in der Woche Probleme beim Einschlafen hat oder nachts aufwacht, in einer halben Stunde nicht mehr einschlafen kann und sich in der Folge tagsüber müde und erschöpft fühlt. Die Zahl der Betroffenen stieg den Angaben zufolge in dem Zeitraum um 60 Prozent.
Weitere Risikogruppen sind Menschen mit vielen Nachtschichten und starkem Termin- oder Leistungsdruck. Ein Viertel der Betroffenen gab an, häufig an der Grenze der eigenen Leistungsfähigkeit zu arbeiten. Fast 13 Prozent lesen außerhalb der Arbeitszeit berufliche Mails und werden ein- bis zwei Mal die Woche von Kollegen oder Vorgesetzten in ihrer Freizeit oder auch im Urlaub angerufen. Aber auch zu viel Fernseh- oder Internetkonsum vor dem Zubettgehen tragen offenkundig zu schlechtem Schlaf bei.
DAK-Chef Storm hält einen Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und dem anhaltenden Anstieg psychischer Erkrankungen für denkbar. „Wir müssen wieder lernen, dass Schlaf für unser Leben ein entscheidender Faktor ist, um ausgeglichen, gesund und leistungsfähig zu sein.“