Vier Programmbeschwerden zu NDR-Film „Deutsche Schuld“

Zu der Dokumentation „Deutsche Schuld – Namibia und der Völkermord“, die der NDR am 25. September gezeigt hat, liegen dem Sender nach eigenen Angaben inzwischen vier Programmbeschwerden vor. Eine Sendersprecherin sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), den Sender hätten „diverse Mails und Rückmeldungen auf verschiedenen Kanälen erreicht – sowohl kritische als auch positive“. Moderatorin Aminata Belli thematisiert in dem Film die von den Deutschen zur Kolonialzeit verübten Verbrechen an den Volksgruppen der Herero und Nama sowie wirtschaftliche Ungerechtigkeit in dem Land. Kritiker werfen den Machern Fehler, Klischees und eine tendenziöse Darstellung vor.

Dem Anliegen, über die Geschichte und Entwicklung Namibias auf der Basis von Fakten und ohne ideologische Scheuklappen zu berichten, werde der Film in keiner Weise gerecht, schrieben der frühere deutsche Botschafter Christian M. Schlaga und weitere Unterzeichner in einem offenen Brief an den NDR, der dem epd vorliegt. Die Dokumentation erweise sich als „eine oberflächliche, in allen wichtigen Fragen völlig unreflektierte und bei vielen Sachdarstellungen faktisch falsche Präsentation“. Sie zementiere Klischees, statt mit einer ausgewogenen und sachlichen Berichterstattung einen Beitrag zur Verständigung zu leisten.

Das Forum deutschsprachiger Namibier in Windhoek schreibt in einer Stellungnahme, die dem epd ebenfalls vorliegt, an den Sender: „Der Film ist voller Fehler, schlecht recherchiert und in vieler Hinsicht missverständlich, obwohl das Filmteam die Fakten problemlos hätte korrekt in Erfahrung bringen können.“ Durch diese Nachlässigkeiten würden das Land, seine Geschichte und Einwohner in „ein völlig falsches Licht“ gerückt. Die Dokumentation sei der ARD unwürdig. Auch der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Namibia, Burgert Brand, legte Beschwerde beim Rundfunkrat ein, wie aus dem offenen Brief hervorgeht.

Als fehlerhaft bezeichnen die Kritiker eine Reihe historischer Angaben sowie auch die Darstellung der Landverteilung zwischen Schwarzen und Weißen. Dass laut der Dokumentation 70 Prozent des Landes weißen Menschen gehöre, stimme nicht, erklärte das Forum. Nach offiziellen Angaben lägen derzeit 40 Prozent des landwirtschaftlich genutzten Landes in den Händen weißer Namibier. Über die finanzielle Unterstützung der Bundesrepublik, die seit der Unabhängigkeit Namibias im Jahr 1990 weit über eine Milliarde Euro zur Entwicklung des Landes beigetragen habe, erfahre der Zuschauer nichts.

Die Dokumentation, die im Auftrag von NDR, MDR, RBB und SWR von der evangelischen Produktionsfirma Eikon produziert wurde, steht inzwischen in einer leicht bearbeiteten Fassung in der ARD-Mediathek. Die Redaktion habe „für Präzision und Klarheit gesorgt – wo sie sich in der ersten Version des Films für Kürze und Textverständlichkeit entschieden hatte“, hieß es. Die überarbeitete Version soll am 26. November im SWR und im kommenden Jahr im MDR gezeigt werden.