Viele Tote in Kämpfen zwischen Sunniten und Schiiten in Pakistan

Gewaltsame Konflikte zwischen Sunniten und Schiiten sind in Pakistan häufig. Schon 2023 kam es zu schweren Auseinandersetzungen mit Toten und Verletzten. Nun eskaliert die Situation erneut.

Bei bewaffneten Zusammenstößen zwischen Sunniten und Schiiten sind in Pakistan bis zu 46 Menschen getötet worden. Wie pakistanische Medien (Freitag) berichteten, wurden bei den Kämpfen zwischen beiden islamischen Glaubensrichtungen im Distrikt Kurram in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa zwischen 90 und mehr als 100 Menschen verletzt. Beide Seiten setzten demnach auch automatische Waffen ein.

Der Konflikt in Kurram zwischen dem schiitischen Stamm der Turi-Bangash und den sunnitischen Ahmadzai begann laut pakistanischen Medien am vergangenen Samstag und ist seitdem eskaliert. Alle privaten und öffentlichen Schulen in der Konfliktregion sind demnach seit sechs Tagen geschlossen. Straßen in der Region seien gesperrt, weshalb es inzwischen zu Lieferengpässen bei Lebensmitteln, Treibstoff und Medikamenten komme. Auch ein wichtiger Grenzübergang zwischen Pakistan und Afghanistan wurde den Berichten zufolge geschlossen.

Der aktuelle Konflikt zwischen Ahmadzai und Turi-Bangash geht zurück auf einen Amoklauf an einer Schule im Mai 2023, bei dem mehrere Sunniten und Schiiten getötet wurden. Am 7. Juli 2023 eskalierte die Situation dann durch einen Streit um Landrechte. Es folgten Kämpfe zwischen den schiitischen und sunnitischen Stämmen innerhalb des Volks der Paschtunen. Die Distrikthauptstadt Parachinar wurde mehrere Tage lang mit Raketen angegriffen. Die pakistanische Regierung entsandte Truppen in das Gebiet, um die Ordnung wiederherzustellen.

Mithilfe einer örtlichen Dschirga – einer Versammlung von Stammesoberen – wurde ein einjähriger Waffenstillstand ausgehandelt, der im Juli 2024 endete. Gleich danach kam es erneut zu Kämpfen zwischen beiden Seiten, die Anfang August laut damaligen Medienberichten mit einem erneuten Waffenstillstand endeten. Dieser sollte demnach bis 5. Oktober gelten und wurde nun offenbar vorzeitig beendet.

Die Paschtunen leben sowohl in Pakistan als auch in Afghanistan. Der Distrikt Kurram war lange Zeit eine Hochburg der sunnitisch-pakistanischen Taliban, die für Terroranschläge gegen Einrichtungen des pakistanischen Staates, auf Schiiten und Kirchen in ganz Pakistan verantwortlich sind.