Vertrauliche Geburt – Frauen entscheiden sich nie leichtfertig

Schwanger und glücklich? Oder schwanger und verzweifelt? Seit zehn Jahren gibt es in Deutschland die Möglichkeit der vertraulichen Geburt. Es sei ein Weg, um den Frauen eine Tür zum Kind offen zu halten, sagen Berater.

Schwangere Frauen entscheiden sich nach Einschätzung von Beratern niemals leichtfertig für eine vertrauliche Geburt. “Es sind Frauen in Notsituationen, die das Beste für ihr Kind wollen”, sagte Krankenhausseelsorger Gersom Rösler am Dienstag der Katholischen Nachrichten Agentur (KNA) in Berlin. Er begleitet am Berliner Krankenhaus Waldfriede schwangere Frauen, die eine vertrauliche Geburt anstreben. Seit zehn Jahren gibt es diese Regelung; seit 2014 haben nach Auskunft des Bundesfamilienministeriums bundesweit rund 1.200 Frauen von dem Recht Gebrauch gemacht.

“Frauen, die den anonym-vertraulichen Weg wählen, wollen dem Kind das Leben schenken”, so Rösler. “Und sie kommen zu uns, weil sie medizinische Sicherheit für sich und ihr Kind wollen.”

Anders als bei einer vollständig anonymen Geburt besteht beim Verfahren der vertraulichen Geburt die Möglichkeit in einem geschützten Rahmen auch später noch dem Kontaktwunsch von Mutter und/oder Kind nachzukommen.

“Es ist ein Weg, um den Frauen die Tür zu ihrem Kind offenzuhalten und ebenso dem Kind die Chance zu geben, die eigene Herkunft zu erfahren”, sagt der Berater. “Frauen sind daran interessiert diesen Weg eher in Anspruch zu nehmen als die vollständig anonyme Geburt.”

Bis 2014 gab es nur anonyme Geburten, etwa durch die sogenannten Babyklappen, bei der Frauen ihr Kind nach der Geburt abgeben können. Diese Form gibt es nach wie vor; sie befinden sich in einer rechtlichen Grauzone, werden aber geduldet.

Im Krankenhaus Waldfriede seien es seit der Einführung des Gesetzes durchschnittlich vier Frauen pro Jahr, die ihr Kind vertraulich zur Welt gebracht hätten, sagt Seelsorger Rösler. Größtenteils lebten sie in prekären Verhältnissen und hätten zumeist zahlreiche Probleme, etwa finanzieller Art. Zudem litten sie oft unter körperlichen oder psychischen Belastungen.

“Viele sind ungewollt schwanger und sagen, dass sie die Verantwortung für ein Kind nicht übernehmen können. Das sind oft herzzerreißende Geschichten, die wir hören”, so Rösler.