Versorgung pflegebedürftiger Menschen kaum noch zu gewährleisten

Die Versorgungslage für pflegebedürftige Menschen in Rheinland-Pfalz wird nach Aussage von Pflegeanbietern und Sozialverbänden immer schlechter. Aufgrund des Personalnotstandes könnten viele Heime nicht mehr alle Betten belegen und gerieten dadurch zunehmend in Finanznöte, sagte der Co-Vorsitzende der rheinland-pfälzischen Pflegesellschaft, Gerhard Lenzen, am Montag in Mainz. „Fast täglich lesen wir in der Zeitung von Insolvenzverfahren, andere Einrichtungen geben einfach auf.“ Die Pflegebranche brauche jetzt selbst eine Notoperation und danach eine langwierige Reha-Phase. Es sei nicht mehr die Zeit für langjährige Modellprojekte und Arbeitsgruppen. Die Dramatik der Lage sei der Politik aber offenbar noch immer nicht klar.

Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz forderten Vertreter von Pflegegesellschaft, Landespflegekammer, dem Sozialverband VdK und der Liga der Wohlfahrtsverbände eine auskömmliche Finanzierung der Pflege, eine Entlastung von Bürokratie und ein Ende der verbreiteten „Misstrauenskultur“. Der Präsident der Landespflegekammer, Markus Mai, warf Kommunen und Pflegekassen vor, Liquiditätsprobleme der Pflegedienste bewusst als Druckmittel bei Verhandlungen einzusetzen. Rechnungen würden oftmals nicht rechtzeitig gezahlt, um die Pflegedienste zu Zugeständnissen zu bewegen. Für ein funktionsfähiges Angebot sind nach Überzeugung der Verbände weitreichende Reformen und eine staatliche Teilfinanzierung der Pflege aus Steuern nötig.

Die Versorgung pflegebedürftiger Menschen werde inzwischen in allen Bereichen problematisch, berichtete Regina Bernhart vom Caritasverband Speyer über die Erfahrungen der regionalen Beratungs- und Koordinierungsstellen (Beko). Diese fungieren als Anlaufpunkte für Pflegepatienten und deren Angehörige. Vielerorts sei es für Ältere inzwischen fast unmöglich, einen neuen Hausarzt zu finden, was Umzüge zu Verwandten oder in eine Einrichtung erschwere. Nicht einmal eine Anmeldung zu Angeboten wie „Essen auf Rädern“ verlaufe noch ohne Hürden.

Oft seien Angehörige völlig überrascht von den Engpässen, wenn in der Familie plötzlich ein Pflegefall eintrete, sagte sie: „Die Beratungsstellen können nicht mehr auf Systeme setzen, die funktionieren.“ Auch die Vermittlung eines Kurzzeit- oder Verhinderungspflegeplatzes werde immer komplizierter.