Versöhnliche Worte von Kulturstaatsministerin und Gedenkstätten

Kulturstaatsministerin und Gedenkstätten hatten sich in den vergangenen Wochen einen Schlagabtausch geliefert. Es gab viel Unzufriedenheit. Nun fand ein Treffen statt – offenbar mit Einigkeit.

Nach einem Treffen zeigen sich Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) und Vertreter der Gedenkstätten versöhnlich. “Wir sind uns einig, dass die Geschichtskultur in Deutschland ganz entscheidend von der Arbeit der Gedenkstätten zu den NS-Verbrechen und zur Aufarbeitung des SED-Unrechts getragen wird”, heißt es in der gemeinsamen Erklärung von Roth, dem Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Oliver von Wrochem, und Jörg Ganzenmüller von der Bundesstiftung Aufarbeitung am Donnerstag.

Das entsprechende Konzept des Bundes soll demnach nun mit den Vertretern der Gedenkstätten, weiteren Akteuren, dem Bundestag und den Bundesländern fortgeschrieben werden. Andere “wichtige Themenfelder” wie der Kolonialismus, die Geschichte des Rechtsterrorismus, die Migrations- und Demokratiegeschichte würden von der Kulturstaatsministerin gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Akteuren weiter beraten – unter Einbringung der Gedenkstätten. Demnach wurden die von der Kulturstaatsministerin in einem Konzeptentwurf zusammengenommenen Bereiche doch wieder getrennt.

Die Zukunft der Gedenkstättenarbeit wird seit Monaten kontrovers diskutiert. Der Koalitionsvertrag sieht eine Fortschreibung des Konzeptes aus dem Jahr 2008 vor. Entsprechend hatte Roth im Februar einen 43 Seiten umfassenden Entwurf mit Neuerungen verfasst. Dieser war jedoch von den Gedenkstätten mit deutlichen Worten abgebügelt worden. “Das Rahmenkonzept wirkt konzeptionell, sprachlich und förderpolitisch unausgegoren”, hieß es in einem Positionspapier. Darüber hinaus kritisierten die Gedenkstätten Roths Vorgehen als intransparent ohne breite öffentliche Beteiligung.

Das es ein neues Konzept braucht, sehen alle Parteien. Die Herausforderungen seien vielfältig – von dem Wandel der Gesellschaft, dem Anstieg des Rechtsextremismus über die Digitalisierung, Forschung, Vermittlung und den Erhalt historischer Orte, heißt es in der Erklärung vom Donnerstag. Die Gedenkstätten sehen nach eigenem Bekunden auch die Bedeutung weiterer Themen wie Kolonialismus, aber der Schwerpunkt dürfe nicht zulasten bestehender Erinnerungsorte gehen.

Roth hatte Kritik an ihrem Vorschlag noch vor dem Treffen zurückgewiesen. Der Vorwurf, ihr Papier könne Anlass zur Relativierung des Holocaust bieten, sei “nun wirklich absurd”, so Roth im Gespräch mit der Wochenzeitung “Die Zeit”. Es gehe ihr gerade darum, der Tendenz zu einer “Entsorgung von Geschichte” etwas entgegenzusetzen und den Blick zu erweitern.