Der Tod des Alt-Landtagspräsidenten und ehemaligen Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, hat zahlreiche Beileidsbekundungen hervorgerufen. Glück habe „zu den prägendsten und bedeutendsten Persönlichkeiten“ gehört, die die CSU in den vergangenen Jahrzehnten gehabt habe, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach der Sitzung des CSU-Parteivorstands am Montag in München. Er sei ein „Vordenker, ein Ausgleichender, ein Führender“ mit viel Empathie und einem soliden Wertekompass gewesen. Glück war am Montagmorgen im Alter von 84 Jahren in einer Münchner Klinik gestorben.
Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) sagte, Glück habe sich für „eine nachhaltige Entwicklung der ländlichen Räume und zugleich den Schutz der Natur“ eingesetzt. Durch seine geradlinige und ausgleichende Art sei er „stets ein gefragter Vermittler“ gewesen, wenn es darum ging, unterschiedliche Meinungen und Ansichten zu einem guten Kompromiss zusammenzuführen. Im Bayerischen Landtag soll ab Dienstagmittag bis voraussichtlich 8. März ein Kondolenzbuch ausliegen. Alle Bürgerinnen und Bürger können sich dort täglich von 9 bis 16 Uhr eintragen.
Der CSU-Ehrenvorsitzende Theo Waigel sagte, er habe mit Alois Glück einen seiner besten Freunde verloren. „Ich kenne niemanden in der Politik, der ihn nicht respektiert und geachtet hätte“, sagte Waigel der „Augsburger Allgemeinen“ (Dienstagsausgabe). „Alois Glück kannte kein Freund-Feind-Denken, ihm ging es immer darum, Vertrauen zu schaffen – in Personen, aber auch in demokratische Institutionen.“
Alois Glück sei ein „Politiker mit Format“ gewesen, der ihr fehlen werde, sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag, Katharina Schulze. Glück habe leidenschaftlich, aber sachlich seine Themen verhandelt und Gräben überwinden können. Er sei „nicht müde geworden, auf die Sorgen der jungen Generation in Zeiten der Klimakrise hinzuweisen“, sagte Schulze.
Der gelernte Landwirt Alois Glück gehörte von 1970 bis 2008 dem Bayerischen Landtag an. Von 2003 bis 2008 war er dessen Präsident. Ab 1988 stand er insgesamt 15 Jahre lang als Fraktionsvorsitzender an der Spitze der Landtags-CSU.
Glücks Engagement im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) würdigte Florian Streibl, Vorsitzender der Landtagsfraktion der Freien Wähler. Glück sei dort über viele Jahrzehnte „stets klar und überzeugend“ für christliche Werte eingetreten, sagte Streibl. Die ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp sagte, dass Glück in seiner Amtszeit einen Dialogprozess zwischen Bischöfen und Laien forciert habe. „Wie viel bis heute in seiner Kirche im Argen liegt, hat Alois Glück bewegt und geschmerzt.“ Seine Stimme sei Mahnung und Ansporn, nicht nachzulassen im Engagement für ein zukunftsfähiges Christsein.
Glück engagierte sich laut ZdK stark im kirchlichen Reformprozess, nachdem im Jahr 2010 der Missbrauchsskandal in der Kirche öffentlich wurde. Seit 1983 war er Mitglied im ZdK und von 2009 bis 2015 dessen Präsident.
Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx bezeichnete Glück als „Brückenbauer im besten Sinne des Wortes“. Glück sei ein tiefgläubiger Mensch gewesen, dem der Gemeinsinn in der Gesellschaft immer ein Herzensanliegen gewesen sei. Für Glück sei es immer selbstverständlich gewesen, „die einzelnen Positionen in gleicher Weise zu Wort kommen zu lassen, zwischen ihnen zu vermitteln und für alle Seiten tragfähige und nachhaltige Lösungen zu finden“, betonte Marx.
1999 gehörte Glück mit zu den Gründern von Donum Vitae, der katholisch geprägten Schwangerenkonfliktberatung. Er war auch Mitglied im Präsidium des 1. Ökumenischen Kirchentags in Deutschland 2003 in Berlin und zusammen mit Eckhard Nagel Präsident des 2. Ökumenischen Kirchentags in München 2010.
„Die jüdische Gemeinschaft und ich persönlich verlieren mit ihm einen langjährigen Mitstreiter für eine freie und offene Gesellschaft“, sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, in ihrer Beileidsbekundung. Das Jüdische Zentrum in München hätte es ohne sein Zutun nicht gegeben. Glück habe sich zeitlebens den Gefahren für die Demokratie in den Weg gestellt, „wo er nur konnte“.
Glücks herausragende Verdienste um den Natur- und Umweltschutz in Bayern betonte der Umweltschutzverband BUND Naturschutz (BN) in Bayern. Glück sei über 50 Jahre lang Mitglied beim BN gewesen und habe seit den 1970er Jahren stark die Umweltpolitik der Bayerischen Staatsregierung beeinflusst, sagte der BN-Vorsitzende Richard Mergner. Unter anderem sei er Initiator und von 1974 bis 1988 erster Vorsitzender des bayerischen Ausschusses für Landesentwicklung und Umweltfragen gewesen.
Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes Bayern, Bernhard Stiedl, teilte mit, dass man mit Glück einen „wichtigen Partner in sozialpolitischen Fragen“ verliere. „Er war ein verlässlicher Begleiter unserer Arbeit und hatte ein großes soziales Gewissen.“ In gesellschaftspolitischen Fragen sei Alois Glück, auch durch seine Verankerung in der katholischen Soziallehre, ein Vordenker gewesen.
Bis zuletzt engagierte sich Glück zudem in zahlreichen Ehrenämtern, etwa als Ehrenvorsitzender der Bergwacht Bayern oder im Netzwerk Hospiz Südostbayern. (00/0645/26.02.2024)