„Verschickungskinder“ kommen in Bad Salzdetfurth zusammen

Ein bundesweiter Fachkongress in Bad Salzdetfurth bei Hildesheim will in den kommenden Tagen an das Schicksal der sogenannten Verschickungskinder erinnern. Bislang bleibe eine Unterstützung vom Bund für das lange vergessene Thema aus, sagte die Mitbegründerin der „Initiative Verschickungskinder“, Anja Röhl. Millionen von Kindern wurden zwischen den 1950er und 1980er Jahren aus gesundheitlichen Gründen in Kurheime gebracht und dort zum Teil von den Erziehenden schwer misshandelt.

Bei dem Kongress vom 16. bis zum 19. November beschäftigen sich Wissenschaftler unter anderem mit den Traumafolgen oder auch Zusammenhängen mit der NS-Zeit. Auch die Geschichte des Ortes selbst stehe im Fokus. Im Jahr 1969 kamen dort zwei Jungen und ein Mädchen im Alter von drei bis sieben Jahren innerhalb von neun Wochen in dem Kinderkurheim ums Leben. Einer geschichtswissenschaftlichen Dokumentation der Diakonie zufolge führten Überforderung, Personalmangel und eine Verkettung unglücklicher Umstände zu den drei Todesfällen.

Die „Stiftung Kinderheilanstalt Bad Salzdetfurth“ war von 1962 bis zu ihrer Auflösung 1970 Mitglied bei der „Inneren Mission“, einer Vorläuferin des heutigen Landesverbandes der Diakonie in Niedersachsen. Sie unterhielt in dem Kurort drei Heime für Verschickungskinder.

Die seit 2019 tätige „Initiative Verschickungskinder“ wurde im Mai 2023 offiziell als Verein gegründet und fordert die Anerkennung des Leids der inzwischen erwachsenen Betroffenen. Außerdem braucht es nach Angaben der Vertreter Unterstützung für die Vernetzung, Selbsthilfe und vor allem eine Untersuchung der Gründe, warum es zu diesen unzähligen Kindesmisshandlungen kam. Mit einer Online-Petition fordern mehr als 45.000 Unterzeichner eine bundesweite Aufarbeitung, ein Dokuzentrum, die Unterstützung wissenschaftlicher Arbeit und eine Hotline für professionelle Beratung und Hilfeleistung.