Verschärfte Christenverfolgung in Indien befürchtet

Das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ schlägt Alarm: Christen würden in Indien immer stärker unter Druck gesetzt. Wer dafür verantwortlich sein soll.

Im ostindischen Bundesstaat Manipur werden Christen seit vergangenem Frühjahr von hinduistischen Nationalisten drangsaliert. Vor den indischen Parlamentswahlen im kommenden April und Mai fürchten sie nun eine Eskalation. „Es soll zu einer ethnischen Säuberung kommen“, zitierte das internationale katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ am Donnerstag einen Missionar aus der Region.

Bei den christenfeindlichen Krawallen im Mai 2023 wurden nach Angaben der Erzdiözese Imphal mehr als 300 Kirchen und kirchliche Einrichtungen niedergebrannt. Mindestens 100 Menschen seien getötet worden, mehr als eine halbe Million Menschen seien geflüchtet. „Mehr als 30 verschiedene Rebellengruppen treiben dort ihr Unwesen“, sagte der Vinzentinerpater Thomas Bobby Emprayil.

Der Mitteilung zufolge machen Christen in dem Bundesstaat rund 40 Prozent der Bevölkerung aus. Bei den in den Bergregionen beheimateten Stämmen der Kuki und Naga stellten sie die Mehrheit. Die Krawalle hätten sich zunächst vorrangig gegen die Kuki gerichtet. Diese würden von vielen Bewohnern Manipurs als Einwanderer betrachtet, da ihre Wurzeln in Myanmar lägen. Angesichts der dortigen Konflikte brächten sich weitere Stammesangehörige im Nachbarland Indien in Sicherheit.

Im Laufe der Auseinandersetzungen hätten sich auch die Spannungen zwischen Kuki und Naga intensiviert. Dabei versuchten nationalistische Hindus zwischen Kuki und Naga weiter Zwietracht zu säen. Pater Bobby macht extremistische Kräfte aus dem Umfeld der nationalistischen Hindu-Partei BJP für die Eskalation verantwortlich. Die BJP stellt seit 2014 den indischen Premierminister, Narendra Modi. „Früher ging es mehr um Neid auf Land“, sagte Emprayil. „Aber jetzt ist es anders. Es hat sich viel Hass auf die Christen gebildet. Besonders die jungen Menschen werden aufgewiegelt.“

Die Erzdiözese Impahl habe in den vergangenen Monaten mehr als 100 Hilfscamps für Binnenvertriebene aufgebaut. „Die Menschen haben ihren gesamten Besitz verloren. Sie können nicht zurück, weil ihr Land von den Angreifern übernommen wurde.“ Um die Verbreitung von Hassreden zu verhindern, hätten Behörden seit einem halben Jahr alle Internetverbindungen gekappt.