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Verlegerverband: Deutschland ist und bleibt ein Zeitungsland

Hat die gedruckte Zeitung noch eine Zukunft? Viele sehen schwarz. Doch der Präsident des Verlegerverbands bleibt optimistisch – auch für die kirchlichen Medien. Aber nur, wenn die Zeitungen bereit sind, neue Wege zu gehen.

Der Präsident des Bundesverbandes Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV), Stefan Hilscher, hält den häufig gehörten Abgesang auf die Zeitungen in Deutschland für verfrüht. “Deutschland ist und bleibt ein Zeitungsland”, sagte er am Freitag in Augsburg bei der Jahrestagung der Gesellschaft katholischer Publizistinnen und Publizisten (GKP).

Es gebe immer noch insgesamt 338 Zeitungen im Land, die meisten als regionale und lokale Medien, und das Vertrauen in die Zeitungen sei nach wie vor groß, wie aktuelle Umfragen zeigten. Auch wenn die Zahlen zurückgingen, so Hilscher, würden doch weiterhin 52,8 Prozent der Deutschen gedruckte Zeitungen lesen und 47,6 Prozent digitale Zeitungsangebote nutzen.

Die Zeitungen hätten hier auch eine besondere Verantwortung für die Gesellschaft, fügte er hinzu. Sie müssten dem Problem entgegentreten, dass viele Menschen nur noch in ihren Telegram- oder Tiktok-Blasen unterwegs seien und glaubten, dort gut informiert zu werden.

Der Verlegerpräsident wies auch auf die große Bedeutung der E-Paper-Ausgaben hin. Seit 2009 sei deren verkaufte Auflage auf knapp 2,7 Millionen gestiegen und damit fast auf das 34-fache. Auch für die kirchlichen Printmedien müsse das ein wichtiger Weg sein, ergänzte er: “Pushen Sie das E-paper!”

Hilscher verwies auf eine aktuelle Mitgliederumfrage, die drei Toptrends für 2024 gezeigt habe: Zum einen gebe es eine Effizienzsteigerung durch Automatisierung, also durch den Einsatz von Machine-Learning- und KI-Tools. Wichtig dabei sei: “KI kann immens helfen, aber die menschliche Kontrolle der Inhalte muss unbedingt bleiben.”

Der zweite Trend sei die Qualitätssteigerung der journalistischen Inhalte und eine Neuausrichtung in den Redaktionen, insbesondere durch lösungsorientierte Ansätze unter dem Schlagwort “konstruktiver Journalismus”.

Als drittes nannte Hilscher die präzisere Ansprache von Zielgruppen. Das bedeute auch, “dass wir noch viel stärker in die Sozialen Medien müssen”. Die regelmäßige Social Media-Nutzung steige weiter stark an. Auch der Erfolg der AfD in diesem Bereich müsse zu denken geben. Dauerthema in den Redaktionen sei aber die Frage: “Wie sollen wir das alles noch zusätzlich schaffen?” Da ein Ausbau der Redaktionen nicht machbar sei, müsse man hinterfragen, was man von den bisherigen Inhalten weglassen könne.

Kritisch äußerte sich Hilscher zu den Textangeboten der öffentlich-rechtlichen Sender, insbesondere der ARD: “Das ist nicht der Auftrag des ÖRR, solche Textangebote anzubieten, und das auch noch kostenlos.” Videos und Audios seien in Ordnung, aber die kostenlosen Textangebote seien eine nicht zu rechtfertigende Konkurrenz zu den Angeboten der privaten Medien, die auf deren Erlöse angewiesen seien.