Verlassenes Dorf am Tagebau Hambach soll zum „Ort der Zukunft“ werden

Das wegen des Braunkohle-Tagebaus Hambach verlassene Dorf Morschenich-Alt im Rheinischen Revier soll als „Ort der Zukunft“ wiederbelebt werden. Darauf einigten sich am Donnerstag die Landesregierung NRW, die Gemeinde Merzenich, zu der das Dorf gehört, und die RWE Power AG in einer Vereinbarung, wie das Ministerium für Heimat und Kommunales in Düsseldorf mitteilte. Für den Grunderwerb durch die Gemeinde und die umfassende Sanierung und Entwicklung des Ortes stehen bis zu 90 Millionen Euro bereit. Zudem erhält das Dorf einen neuen Namen und soll künftig Bürgewald heißen.

Ziel der Vereinbarung – einem „Letter of Intent“ – ist es, das frühere Ortsbild mit Gebäuden nicht nur zu erhalten, sondern auch nachhaltig aufzustellen. Nach Angaben des Ministeriums zählen 140 Häuser zu Morschenich-Alt. Sie sind überwiegend in einem schlechten baulichen Zustand. Die kommunale Infrastruktur ist nicht mehr intakt, Mitte April brannte zudem die Kirche des Ortes ab. Versorgungseinrichtungen wie etwa Supermärkte haben den Ort verlassen.

Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) betonte, dass Morschenich-Alt zum „ersten Zukunftsdorf im Strukturwandel Rheinisches Revier“ gemacht werden solle. Dafür unterstütze das Ministerium die Gemeinde bei der Erstellung eines Förderantrags, der noch in diesem Jahr eingereicht werden soll. Die Planungen der RWE Power AG hatten eigentlich vorgesehen, das Dorf von 2019 bis 2024 abzureißen. 2015 begannen die ersten Umsiedlungen, viele Bewohner zogen in den Ortsteil Morschenich-Neu.

Die Leitentscheidung „Neue Perspektiven für das Rheinische Braunkohlerevier“ des Landes NRW vom März 2021 war die Voraussetzung dafür, dass der Ort Morschenich-Alt nicht mehr abgebaggert werden musste. Bis 2030 soll der Abbau der Braunkohle in Westdeutschland beendet werden. Zwischen Bund, Land und RWE erfolgte die Verständigung, dass verlassene, aber nicht mehr vom Abriss betroffene Dörfer an den Tagebauen revitalisiert und von RWE „zu angemessenen Konditionen“ zum Verkauf geboten werden.

Das Ministerium für Heimat und Kommunales ist dafür zuständig, die Dörfer, die vom Bergbau nicht mehr erfasst werden, zu revitalisieren. Dazu gehören neben Morschenich-Alt auch die fünf Dörfer, die in Erkelenz am Rande des Tagebaus Garzweiler II liegen: Keyenberg, Kuckum, Unter- und Oberwestrich sowie Berverath. Um den Wiederaufbau der sechs Dörfer voranzutreiben, stellen Bund und Land insgesamt 300 Millionen Euro zur Verfügung.